Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werkrke. 61
Euch unsre Fürstin auserwählt?
Was hörtet ihr im Land von dem,
Ob sie dem Volke auch angenehm?
Marco, der erste Rath, spricht:
Mein Fürst, man muß sie preisen wol,
Denn sie ist aller Tugend voll,
Ist gegen jedermann demüthig
Und ist barmherzig auch und gütig,
Drum lobt das ganze Land sie offen;
Auch läßt sie Erben Euch erhoffen;
Ihr konntet keine bess're finden
hüter allen Fürsten- und Königskinden.
Die erste Hofjungfran spricht:
Mein gnäd'ger Herr, gelobt sei Gott!
Gebt mir ein fröhlich Botenbrot,)
Denn unsre Fürstin auserkoren
Hat Euch ein Töchterchen geboren.
Der Markgraf spricht:
Geht eilends hin und ordiniert,?)
Daß man die Kirche schmückt und ziert
Zu dieser fürstlichen Kindtauf';
aßt in dem Saal auch richten auf
Den edlen Fraun ein köstlich Mahl.
Geht hin und thut, wie ich befahl.
(Die beiden Räthe gehen ab.)
Der Fürst redet mit sich selbst:
Uns ist wohl Glück und Heil bescheert,
Daß uns ein solch Gemahl gewährt,
Die also tugendlich sich hält,
Daß sie dem ganzen Land gefällt
Und auch ist fruchtbar im Gebären;
Gern wir auch dessen kundig wären,
Ob uns auch die Gemahlin fein
1) Ein Botenbrot, d. h. eine Belohnung (ursprünglich in einem
Brote bestehend), erhielt der Ueberbringer einer freudigen Nachricht.
2 Ordnet an.
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