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Den Anstoß zu dem neuen Streit zwischen Papst und Kaiser,
der das ganze Leben König Ludwigs erfüllen und verbittern sollte
und Reich und Volk in Deutschland in tiefste Bewegung und Ver—
wirrung stürzte, gaben die italienischen Angelegenheiten. Durch den
Tod Kaiser Heinrich VII. war der Thron des heil. römischen Reichs
erledigt, ein anderer König war von ihm nicht anerkannt, folglich
gebühre ihm, dem Papst, dem in der Person des heil. Petrus Gott
selbst die Rechte des irdischen und himmlischen Imperiums zugleich
verliehen hat, die Reichsverweserschaft: so lautete Papst Johann XXII.
Anschauung von der päpstlichen Gewalt und darnach verfuhr er.
An König Robert von Neapel, an dessen Hofe und durch dessen
Gunst er in die Höhe gekommen, besaß er nach Wunsch Werkzeug
und Bundesgenossen. Indem er die Reichsverwesung in Italien in
Anspruch nahm, schickte er Gewaltboten mit Truppen nach Oberitalien,
um jeden Widerstand zu brechen. Da die Visconti, die Gebieter in
Mailand, nicht gewillt waren, sich der päpstlichen Herrschaft zu unter—
werfen und sich zu schwach fühlten, dem Angriff der päpstlichen
Truppen zu widerstehen, wandten sie sich um Unterstützung au König
Ludwig. Der Sieger von Mühldorf zögerte nicht, dem Wunsche zu
entsprechen, galt es ja doch, die Rechte des Reiches zu wahren, und
sandte mit Berthold von Neuffen, den er zum Reichsvikar von Italien
bestellte, Hilfsmannschaft nach Mailand. Dies brachte die Wut des
alten Papstes zum vollen Ausbruch. Er eröffnete gegen „Ludwig von
Bayern“ ein förmliches Rechtsverfahren, indem er am 8. Oktober 1328
an die Kirchenthüren von Avignon eine Vorladung anheften ließ,
in welcher Ludwig von Bayern aufgefordert wird, binnen drei Monaten
die Regierung niederzulegen, sie vor päpstlicher Bestätigung nicht
wieder aufzunehmen und alles, was bisher geschehen, zu widerrufen.
Allen Unterthanen, ob weltlich oder geistlich, wird geboten, Ludwig
den Gehorsam zu verweigern; die ihm geschworenen Eide sind auf—
gehoben. Die Bulle erhielten alle deutschen Bischöfe zur Verkündigung
in ihren Sprengeln. Ludwig schickte Boten nach Avignon, um zunächst
Fristverlängerung zu erwirken, erhob aber zugleich am 18. Oktober 1828
zu Nürnberg im Hause des Albert Ebner vor dem Bischof von
Regensburg und anderen hohen und niederen Geistlichen als Zeugen
feierlichen Protest gegen das „leidenschaftliche und gehässige Vorgehen“
des Papstes. In einer zweiten Appellation, ausgestellt am 22. Januar
in Sachsenhausen, ging er noch weiter, indem er unter schweren
Vorwürfen gegen den Papst sogar dessen Rechtmäßigkeit in Frage stellte.
Die schärfere Tonart dieses Schriftstücks stammte von einer
Seite, auf welcher König Ludwig den wertvollsten Beistand im
Kampfe gegen die Kurie fand. Zwischen den beiden Bettelorden der