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Christoph Wilder mit seiner riesigen Mappe über den heißen
Festungshof in das kühle Kommandantenhaus.
Ich träumte als Kind mich zurücke
Und schüttle mein greises Haupt —
Wie sucht ihr mich heim, ihr Bilder,
Die lang ich vergessen geglaubt.
Hoch ragt aus schatt'gen Gehegen
Ein schimmerndes Schloß hervor:
Ich kenne die Thürme, die Zinnen,
Die steinerne Brücke, das Thor.
Es schauen vom Wappenschilde
Die Löwen so traulich mich an
Ich grüße die alten Bekannten
Und eile den Burghof hinan.
In der That, wie fast Jeder mehr oder weniger, habe
auch ich mein Boncourt, wo ich die sonnigsten Tage meiner
Knabenzeit verlebte, an dessen Glanz und Schimmer ich
dachte fern an den Ufern der Pegnitz, Vils und Isar, —
noch ferner im Branden des atlantischen Oceans und in den
Aloewäldern Yukatans, Jalapa's und Mejiko's, und — da
ich zurück kam, fand ich Boncourt-Rothenberg zerfallen, eine
moderne Ruine; — die Stuben und Kammern, in denen
wir Kinder gespielt, die Tummelplätze auf den Bastionen, in
den Höfen vor den Kasematten, in den Gräben und Vor—
werken — Alles dahingegangen bis auf wenige Trümmer,
und heute weilt außer mir niemand mehr unter den Lebenden
von All' denen, die droben um's Leben gekämpft, sich des
Daseins gefreut oder eine Schuld gebüßt haben vor dem
Gesetz. — Alles und Alle dahin!
Wir jedoch sind nun durch das sogenannte Zeugthor in
den äußeren Festungshof getreten, der so Manches erlebte
und den wenigen Wissenden traute Erinnerungen zurückruft.
Oestlich vom Zeughaus und Kirchentrakt abgetrennt, bildet
der nach den anderen Seiten hin freiliegende Festungsraum,
nur von Bastionsmauern in Brusthöhe umgeben, ein ein—
gekerbtes Fünfeck, in dessen Mitte (dem Brunnenhof) sich das
Häuschen befindet, das den 90 Fuß tiefen Brunnen enthält,