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Zum Teßten wird Cuch unfer Sedelmeifter . aus ber
Kämmerei Hundert Goldgülden auszahlen, damit Ihr zu
frijden Werken eine nötige Summe bereit habt. Und wir
haben alfo befchloffen, damit jedermann inne werde, daß
Heißige Arbeit und Treue fon auf Erden ihren Lohn finden.
Und fomit: „Grüß Euch Gott, mein lieber junger Meifter.“
Damit reichte er Peter Gele die Hand, und diefer
antwortete: „Habt taufend Dank, Herr Sofunger und Ihr
Herren vom Rate und Ihr Herren Sildemeifter dazu! Ihr
habt eines fchlichten Gefellen Werk, das ihm mit Gottes
Hilfe unter eines treuen Meifters MNusbildung und Bei:
{tand gelungen ift, wohl über Gebühr belohnt. Mir aber
ziemt nicht Darüber länger zu reden, fondern einfach zu
danken. Aber das eine Gelöbnis wollet von mir in Cm-
pfang nehmen, daß ich allzeit beinübht fein will, Jolches
Vertrauen zu rechtfertigen und zu ehren. Ich urteile, daß
meine Erfindung fih nußbar machen Laffen muß aud) für
größere Rädermerke, damit man weithin die Stunden könne
ablefen von Türmen und Häufern, wie foldhes fchon ge-
[hehen in der Stadt Padua. Dann will ich -{dhaffen
mit aller Mühe und Kraft, daß meine Arbeiten gedeihen
und ausfchlagen zu Nuß und Hrommen Ddiefer meiner
fieben VBaterftadt. Dazu helfe mir Gott!“
Wohlgefällig nidten die verfammelten Herren, und
Peter machte um den TifH die Runde, daß er einem
jeglidjen die Hand fhüttele, Befonders herzlich galt fein
Händedrug dem FKaiferlihen Rat Rirkheimer und feinem
Gildemeifter Bollinger. Darauf näherte er fih fchnell
feiner Mutter und reichte ihr über die Barre hinweg beide
Hände; die Witwe aber rief, indem ihr Freutentränen
über die Wangen rannen: „Grüß dich Gott, junger Weifter,
mein lieber, lieber Sohn!“