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Auf Anregung des Kaisers wurde der Türkennot wegen vom
Regiment auf den 24, März ein Reichstag nach N ürnberg aus-
zeschrieben; am 27, wurde diese schwach besuchte Reichsver-
sammlung eröffnet. Schon unter dem 28, wurde ein Ausschreiben
in das Keich erlassen, das die Türkennot schilderte. Dasselbe
wurde auf Ratsbeschluss vom 15. April allen Kirchen des
Nürnberger Gebietes zugeschickt und zu Ostern unter der
Predigt verkündet. Vorläufig wurde vom Reichstage die Hälfte
des Romfahrtgeldes zur Bekämpfung der Türken bewilligt, ein
neuer Reichstag auf den 1. September zu N ürnberg angesetzt 1).
Zur Vorbereitung auf diesen hielten die Städte am 25. Juli
einen Städtetag zu Esslingen, zu dem Nürnberg schon am
10. Mai die Einladungsschreiben an seine Nachbarstädte erliess 2).
Man beschloss, spätestens acht Tage nach dem 1. Sept. vor Er-
öffnung des Reichstages, der ja erfahrungsmässig stets verzögert
wurde, in Nürnberg über die Beschwerden zu beraten. Aber
die Wenigsten trafen rechtzeitig ein und gerade die Boten der
entfernteren Städte, als Aachen, Strassburg, Dortmund, Goslar,
Lübeck; die übrigen entschuldigten sich mit der bekannten
Langsamkeit der Reichsstände 3). Das Zustandekommen des
Reichstages war lange zweifelhaft. Die Städteboten baten den
Erzherzog Ferdinand, der seit dem 20. Sept. als Statthalter beim
seine Gesandten, heimlich mit den kaiserlichen Räten zu verhandeln;
keine Kosten sollten gespart werden, um die Sache zu hintertreiben.
Peutinger von Augsburg ward von allem in Kenntnis gesetzt. (An
Nützel und Groland, 8. Februar; an dieselben, 18. Mai, Bb. 94.) Die
Supplikation ward wirklich übergeben. Man liess das Projekt zunächst
fallen, aber der Gedanke wirkte fort. Zum vorläufigen Unterhalt des
Regiments und Gerichts wurden 50,000 Gulden ausgesetzt. Die grossen.
Städte, ebensohoch wie Sachsen und Hessen mit etwa 600 Gulden an-
gesetzt, waren erbittert. Nürnberg, Augsburg, Ulm erlegten ihren Anteil
unter gleichförmigen Protest und erhielten vom Regiment eine Recog-
nition desselben; den andern Städten wurde derselbe Weg empfohlen
(An Köln, 8. Januar 1522, Bb 95). !) Protocollbuch 1521—95, fol. 67.
Die Stände sprachen sich auch auf diesem Reichstage für das Zoll-
projekt günstig aus; die Städte reichten wieder eine Supplik ein und
baten, auf andere Mittel zu sinnen. Trotzdem schickten die Stände dem
Kaiser ihre Vorschläge zu, worauf die Städte dem Kaiser ihre Bedenken
schriftlich übermittelten und am Hofe Stimmung für sich zu machen
suchten (Schreiben der Städte vom 30. April 1522 an Karl V. Kreis-
archiv Nürnberg, Reichstagsakten 1522/23, fol. 72% An Lamparter,
30. April, Bb. 95). Das Regiment und Gericht aber kamen bald in Geldver-
legenheit, da die Beiträge nur spärlich einliefen. Am 14. Juni bewilligte
der Rat von Nürnberg dem Regiment auf sein Ansuchen 6000 Gulden
auf drei Monate mit der Bedingung, die Summe von dem einlaufenden
Türkengelde vorweg zurückzuerhalten (Protocollbuch fol. 79b). 2) Eadem
forma an Weissenburg, Windsheim, Rotenburg, Schweinfurt, 10. Mai,
Bb. 95. %) An Augsburg, 27. Sept., Bb. 95.