Objekt: "Barbara Harscherin", Hans Sachsens zweite Frau

60 
die Handwerke der Barbiere und Bader waren damals noch getrennt 21a) 
— sondern besaß, um es modern auszudrücken, eine öffentliche Bade— 
anstalt; und daß seine Baderei zu den bedeutendsten in Nürnberg 
zählte, beweist schon die räumliche Ausdehnung seines Hauses, das 
noch heute in der früheren Erscheinung an der Ecke der Weintrauben— 
und Karlstraße zu sehen ist und als Typus eines altnürnberger Fach— 
werkbaues gilt !! 
Wöchentlich oder alle vierzehn Tage ein Bad zu nehmen, 
zehörte in jener Zeit noch zu den unumgänglichen Bedürfnissen auch 
des weniger Bemittelten!??). Badeeinrichtungen in den Privathäusern 
waren untersagt, und noch im Jahre 1577 verfügte der Nürnberger 
Rat: „Die Padstuben in der Burger Heuser abzuthun oder zu verbieten, 
das dieselben ire Gefreundte oder Nachbaurn bei sich nit baden lassen 
solten“ tzza). So war natürlich die Zahl der öffentlichen Badereien 
eine sehr große eb)y. Das Leben und Treiben in den Badstuben 
gewährte einen solchen Reiz, daß eine eigene Gattung von volks— 
tümlichen Liedern in den „Badliedern“ entstand 2), Man badete 
gesellig, und es fehlte daher auch nicht an drolligen Scenen, die 
willkommenen Stoff zu dramatischer Bearbeitung gaben. In der 
Baderei sorgte man eben nicht nur für sein leibliches Behagen, son— 
dern suchte und fand auch geistige Erholung und Unterhaltung 
im Verkehr mit andern Gästen, die hier aus- und eingingen.“ 
Der ersam Mathes Leitkirchner, bader und wundarzt im zacharesbad am wein— 
markt, 29. aprilis 1690. Nürnberger Totenbücher, Pfarrei St. Sebald. 
ꝛua) Meisterbuch de 133451571 (0I. 8. 289), Fol. 3 und 6, wo Barbiere 
und Bader gesondert aufgeführt sind. 
216) Vgl. Ernst Mummenhoff, Altnürnberg, Bamberg 1890, S. 86. 
22) E: Reicke, Geschichte der Reichsstadt Nürnberg, Nürnberg 1896, S. 566. 
»a) Ratsverlaß vom 13. Dezember 1577. Ratsbuch 36, Fol. 105b 
22b) Ich erwähne nur die Namen von Nürnberger, Badereien, die mir in 
der Zeit von 133141560 gelegentlich aufgestoßen sind: Losenbad, Sonnenbad in der 
Judengasse, Rosenbad an der Drahtschmiedgasse, Bad im Sundergau, das Pröllenbad 
am Fischbach, Sattlerbad, Bad im untern Wöhrd, Zachariasbad, Ihrerbad, Bad 
im Strohsack am Fischbach, Sandbad, Bad beim weißen Turm, Bad am Zoten⸗ 
berg, Bad bei der Fleischbrücken, das Wildbad, „Der Bader in der neuen Stuben“ 
1560). — Das bei Schnorr von Carolsfeld, Zur Geschichte des deutschen Meister— 
gesangs, S. 52, exwähnte „Lörlesbad“ hat seinen Namen wahrscheinlich von dem 
Bader „Martin Lörel“, der quarta post jubilate anno 1530 Meister des Bader— 
handwerks wurde. Meisterbuch M. 8. 230, Fol. 4b. 
1220) Vgl. Schnorr von Carolsfeld a. a. O. S. 21 und S. 49 ff.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.