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Lammerfourier zurückgewiesen, mit der Motivierung, daß die Königin
an dergleichen „Schnitzelwerk,“ wie er in diesem Hause gesehen, keinen
Gefallen fände. Eine um so prunkvollere Aufnahme erfuhr Matthias bei
seiner Wiederkehr, nachdem er inzwischen in Frankfurt zum römischen Kaiser
gewählt und gekrönt worden war. Der Kaiser ritt am 2. Juli (alten,
dem 12. Juli neuen Stils) durch das Spittlerthor ein, auf einem tür—
kischen, mit köstlichem Tuche bedeckten lichtbraunen Rosse. Zwölf Herren
des Rats trugen einen Himmel über ihm, der mit rotem Sammet über—
zogen war, auf dem oben vier bewegliche goldene Adler angebracht
waren. Das kaiserliche Gefolge zählte an 1900 Pferde. Vom Spittler—
thor bis zur Veste bildete wie üblich die Bürgerschaft mit 10 Fähnlein
Spalier, die sich in der Farbenpracht ihrer Kleidung gegenseitig zu
übertreffen suchten. Die Ehrenpforte, wieder an der alten Stelle, wo
es zur Burg hinaufging, war diesmal ganz neu hergestellt worden.
Glockengeläute, Kanonendonner, Huldigung *) u. a. m. fand statt, wie
es auch sonst stattgefunden hatte, nur das Feuerwerk mißlang, weil
alles miteinander in die Luft ging. Bei den Geschenken durfte auch
der Hofnarr des Kaisers nicht vergessen werden. Die Abreise der
Majestäten erfolgte am 8. (18.) Juli in der Richtung auf Lauf zu.
Hohe fürstliche Besuche waren in dieser Zeit überhaupt nichts
seltenes. Der Rat, die Vertretung einer republikanisch regierten Stadt—
zemeinde, setzte eine Ehre darein, sie feierlich zu empfangen und über—
haupt möglichst zuvorkommend zu behandeln. Ihr Logis nahmen die
Herren meist bei vornehmen Bürgern in der Stadt, namentlich die
stolzen Patrizierhäuser der Imhoffs auf dem Egydienplatz genossen öfters
dieses Vorzugs.“*) Doch war es auch nichts ungewohntes, daß sie in
Gasthöfen, wie beim „Bitterholz“ (dem jetzigen Bayerischen Hof) und
gelegentlich auch wohl beim „Ochsenfelder“ (oder zu den drei Königen,
Ecke Weintraubengäßchen und Maxplatz) übernachteten. Gewiß fühlte
sich der Rat auch sehr geschmeichelt, wenn er, was öfters geschah, zu
fürstlichen Hochzeiten eingeladen oder wohl gar von fürstlichen Personen
zum Gevatter gebeten wurde, eine Ehre, bei der es freilich meist nicht
ohne stattliche Patengeschenke abzugehen pflegte.
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2) Auf dem Rathause wohin sich der Kaiser wieder in festlichem Aufzuge von
der Burg (unter der Ehrenpforte hindurch) hinabbegab. Diesen Vorgang schildert
das vortreffliche, jetzt ini Besitz des Freiherrn Karl Haller von Hallerstein befindliche,
Gemälde von Paul Ritter, von dem wir vorstehend eine Illustration geben.
») ·Neben dem schon genannten (an das Pellerhaus anstoßenden, jetzt Platner⸗
schen) Hause der Imhoffs von der sog. Andreasischen Linie war es namentlich das
ehemals Kobergersche Haus des Wilibald Imhoff, eines großen Kunstsammlers
1519-1680), und seines gleichnamigen Sohnes (1648 -15095), das sehr häufig
ürstlichen Gästen zum Quartier diente.