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Kein Wunder, dass ihnen das gefallen hat. Ich halte
es nicht bloss für Zufall, dass im gleichen Jahre am
28. VI. verlassen wird, den geschwornen maistern der
platnern ablaynen auff irem handtwerck umb kaynerley
sach zu straffen, sonnder sollen es fur rat oder die
Fünff weisen (1103).
In der Überlieferung folgen drei Jahre, in denen
Nachrichten von wesentlichen Vorgängen oder Ver-
änderungen im innern Getriebe unsers Handwerks
fehlen. Es ist das nicht auffällig. In Zeiten innerer
Organisation oder Reorganisierung, sowie in Perioden
wirtschafilicher Umwälzungen werden Zusammenstösse
zwischen der Staatsgewalt und dem Handwerk immer
häufiger sein als in Epochen, in welchen dieses sich
in festgefügten Bahnen stetig weiterentwickelt, ohne
Sprünge und Krisen. Denn wenn es den Handwerkern
gut geht, werden sie schwerlich, in der Meinung, ihre
Interessen zu wahren, die ruhige und erfreuliche Ent-
wicklung ihrer Verhältnisse durch Konflikte mit der
Behörde gefährden und unterbrechen. Jene oben be-
leuchtete Epoche der Irrungen war ja nicht etwa eine
Zeit, in der es den Meistern zu gut ging und sie im
Übermut sich an der vom Staat ihnen gegebenen
Ordnung reiben wollten, sondern jene Unsicherheit
der Verhältnisse war eine naturgemässe Begleit-
erscheinung des sich vollziehenden Eintritts unseres
Gewerbes in die Konkurrenzgemeinschaft des grossen
Handels, Stiessen wir in der bisher betrachteten Zeit
selten auf ein Jahr, in dem nicht wenigstens ein
Ereignis von einigem Interesse zu verzeichnen ge-
wesen wäre, so folgen nun einige Jahre der Ruhe und
Leere in unsern Dokumenten, und wenn man — was
unwahrscheinlich wäre — nicht annehmen will, dass
gerade hier sich eine grössere Lücke in der sonst