Metadaten: Mein Kriegs-Tagebuch vom 29. Juli bis 1. September 1870

Unfere Stellung auf der SftlidHen Thalwanb geftattete ung die Ausfiht 
auf die Maasniederungen und auf den Kampf, den Theile der 1. bayı. Divi- 
fion mit dem Segner bei Nemilly bheftanden. 
Die Bontons der hayı. Korpz3 rückten vor, ebenfo zahlreihe Artillerie; 
wir felbit aber wurden zu Feiner Aktion beordert. 
Cine folid erbaute Hütte nahın unz mährend der Nacht in Schuß, In der 
wir nur durch das Höchft unartikulirte, efelhafte SGekeuche einiger eingefangenen 
Maulthiere geftört wurden, 
Das Thal war mit Anbrudh der Nacht wie iluminirt und fröhlidher Ge: 
lang er[Hol allenthalben. Die fi nad Norden perfpektiviidh überhöhenden 
deuten Wachtfeuner bildeten eine ununterbrodhene Reihe, an die fi die fran- 
zöfilhen rund um Sedan anfhloffen. Da wir Heute die am weitejten rückwärts 
liegende Abtheilung der Divijion waren, fo Fonnten wir darauf rechnen, morgen 
borgezogen zu werden — eine Hoffnung, die diesmal in Erfüllung ging. 
1. Sevtember, 
Früh 3 Uhr ging SGeneralmarjch; ih Hatte kaum noch Zeit, meinen 
Mocca zu fohlürfen und meine Sachen noch umzuhängen. Wir marfchirten 
auf Der Straße nah Angecourt vorwärts in völliger Dunkelheit und 
Hatten bald au Angecourt Hinter uns, Hier lagerten in größter Gemüths- 
ruhe Theile des 1. Armeekorps8, die fih au danı noch nicht von ihnen 
mandte, al8 plößlid in der Nähe ein Heftiges Kleingewehrfeuer begann. Der 
noch ftart auf der Wiefe liegende Nebel, die noch Herrihende Dämmerung ver: 
Hinderten die volle Ausfiht und ih konnte noch nicht Kar werden, was die 
Nähe diefer Schießerei bedeuten follte (es mar der erfte Angriff auf Bazeiles). 
Wir machten wieder Kehrt und feßten unfern Marjch auf einer in Angecourt 
meftlich abgehenden Straße fort. Unterdefjen kam die Sonne allmählich zum 
Borjdhein und theilte den, in den Höheren Luftichichten befindlichen Nebel, das 
Maasthal jedoch blieb noch vollftändig, im Nebelflor und nur die Spiben der 
fi um Sedan ziehenden Höhen wurden allmählich bemerkbar. Oroße Mafjen 
von Artillerie begleiteten uns, um dann fpäter direkt vor uns auf der HShe 
von Frenmois aufzufahren und ihr Feuer auf Sedan und die dahinter gelegene 
Anhöhe zu richten. Da der Marjch ein ziemlidh beihleunigter war, machten 
wir unterweg3 Halt und rollten die läftig werdenden Mäntel; die vorläufige 
Enddirektion unjeres Marfdhes war: hinter der fofort ihre Thätigkeit begin: 
nenden Korps-Artillerie bei Frenvois Stellung zu nehmen. Wir rajteten vor 
ziner Rarzelle eine8 ausgedehnten Niederwaldes. Nach geraumer Zeit 
zrwiderten die Franzofjen das Feuer ziemlich lebhaft, jedoch mit einer ganz er: 
Haunlihen Unfiherheit und erft naddem fie eine ganz ungeheure Quantität 
ShHrapnel3 — die rechts, links, hinter und vor uns, nur nicht bei uns plab- 
ten — verkradht Hatten, Forrigirten fie fig kangfam, die Shrapnels plapten 
niedriger, einige vermundete Artilleriften Famen zurüß und da aud) unfere 
Brigade Berlufte erlitt, fo gingen wir, eine befiere Dedung benübend, circa 
300 Schritte weiter zurüc. Das Feuer aus Sedan fteigerte fi zu einer 
ununterbrodjenen Kanonadbe, jedoch mit einem dazu nicht im DVBerhältnif 
jtehenden Erfolg, denn 7/, der Sefchoffe flogen weit über unfjere Köpfe weg, 
verfolgt don den Wigen der Soldaten, von denen auch einer meinte: „Wenn 
di Schöißerei noh lang dauert, dan gibts nodh amol a Unglüd.” 
Wir richteten unz übrigen hier während unferer erften Feucrtaufe ganz 
Häuslih ein. Man aß, trank, [Olief, jeder nach feiner Weije und (peziell wir 
(Kompagnie- Offiziere) ließen den geftern gekauften Champagner mit 3 gegen
	        
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