Volltext: Nürnberg im neunzehnten Jahrhundert mit stetem Rückblick auf seine Vorzeit

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einzelne kümmerliche Reiser, daran versüßelte Früchte, treiben, 
und die Freude sich nicht in erlaubtem Genusse kümmern und 
stören lassen. Die Nürnberger sind ehrlich, ohne Verstellung, 
treu und aufrichtig und sagen Jedem sein Theil Stirn gegen 
Stirn, was in ihrer Sprache Manchem etwas massiv klingen 
mag. Diese Sprache, die ehedem ein Gemeingut war und von 
dem Patrizier wie vom gewöhnlichsten Lastträger gesprochen 
wurde, scheint sich jetzt immer mehr hinter ein schlechtes 
Hochdeutsch verstecken zu wollen, weil man sie nicht mehr 
für eine gebildete Conversation, woran auch Nichtnürnber— 
ger Theil nehmen, geeignet hält. Zuweilen setzen sich 
aber doch noch die besseren Stände zusammen und lassen 
sich gehen in dem alten Jargon, was man mit dem Aus— 
drucke „säbeln“ bezeichnet; ausserdem üben sie sich darin auch 
schon deßhalb, um sich dem Gesinde u. s. w. verständlicher 
zu machen, in derselben Art, wie etwa die vornehmen 
Prager böhmisch lernen, während sie ausserdem nur ein 
eigenthümliches Deutsch sprechen. Der eingefleischte Nürn— 
berger, und das Volk (man deute den Ausdruck nicht übel) 
halten indeß an ihrem Idiome, der in verschiedenen Thei— 
len der Stadt und des Burgfriedens wieder seine Abwei— 
chungen und Nuancen hat. Diese Mundart ist mit Voka 
len übersetzt, allein sie klingt ohngeachtet ihrer südlichen 
Weichheit dennoch ziemlich rauh und ist für Fremde schwer 
nachzuahmen. Im praktischen Leben, in Grübel's und Stett— 
ner's Gedichten mag ihr der Nürnberger gerne begegnen, 
aber die Versuche, sie auf's Theater zu bringen, sind noch 
niemals zur Genüge ausgefallen, woran indeß zum Theil
	        
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