Bei diefer Prüfung und Erbauung der Cifenbahnen im Nym-
phenburger Luftgarten hHandekte cS fihH nur um Berbefjerung des
eigentligen BahHnkörpers; denn Lokomotiven waren noch nicht
erfunden: erft das Jahr 1829 beglückte die Welt durch die erfte
Lokomotive des Stephenfon, Bis dahin wurde die erforderliche
Zugfraft anfänglich von Pferden, |päter von ftehenden Mafjchinen
bewerkitelligt. €E€8 Fann nicht unfere Aufgabe fein, die zahllofen
Verfuche zur Auffindung einer beften bewegenden Kraft zu vers
folgen. Wer fiH jedoch dafür Intereffirt, den verweifen wir auf
das Werlkehen: „Die Vorfahren unjerer Sifenbahuen und Dampf-
wagen“ von Hugo Marggraf und auf das Werk: „Der Weltverkehr
und feine Mittel“ von Engelmann u. a.
Kene Berfucdhe zur Berbefferung der eigentlichen Bahır, die in
Nymphenburg gemacht wurden, find allgemein intereffant, und ich
Iaffe daher die Befchreibung derfelben nad) der Beilage zum Kunft-
und Sewerbe-Blatte des polytehnijhen Vereins, 1826 Nr. 28,
folgen. € wurden in Nymphenburg 2 Arten Sijenbahnen ge=
baut, eine nach dem englijhen und eine nach dem Baaderfhen
Syltem.
„Die englifHe CEifenbahHn, mit flachen oder "platten
Schienen und aufrechtjtehenden Rändern, mit dem Boden in gleicher
Cbhene gelegt, fängt linfs$ an der Gartenmauer an, und geht in
gerader Linic auf hHorinzontalem und nur an einer Stelle etwas
anfteigendem Grunde, eine Strede von 402 Fuß fort. In
paralleler Ridhtung neben diefer befindet jich cine zweite, fajt gleich
large Sijenbahn-Linie, welche mit der erfiern an dem vordern
Ende durch eine kurze, unter einem rechten Winkel angefebte, Bahn:
{trecfe ‚mittel8$ zweier DrehfjhHeiben, an dem andern Ende mittels
einer [Hrägen Ausweichungsbahn fo verbunden ift, daß das Sanze
eine zufammenhängende, durch zwei Wendungen in fich {felbft
zurücführende Cijfenbahn von 785 Fuß Länge bildet, auf welcher
die Wagen in ununterbrechenem Zuge herumgeführt werden Können.
Die zweite Linie diefer Bahn ift aber durch cine ziemlich tiefe
und weite Sandarube bdergejtalt geführt, daß diefelbe auf einer
Seite mit einem Fallen von 1 Fuß auf 10 Fuß, alfo mit 10
Prozent abwärts, auf der andern Seite mit einem Steigen von
1 Fuß auf 8 Fuß Länge, alfo mit 121/2 Prozent Steigen auf:
wärts geht. Außer diefer flachen Bahn ift weiter oben noch auf
einer hundert Fuß langen Strecke eine zwei Zoll über dem Boden
erhobene Sijenbahn nad) englifher Art vorgerichtet.
Die zum Zuge auf diefer Bahn vorgerichteten vier aneinander
gehängten Wagen find mit Rädern von Sußeifen von 26 Zoll