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Ausnahmen; und wurden auch die grossen niederländischen
und elsässischen Anstalten an Ruf und Tüchtigkeit anderswo
nicht erreicht, so führten doch auch die kleineren Poetenschulen
an ihrem Teile wacker die Aufgabe durch, den jungen Leuten,
die die niederen Lateinschulen verlassen hatten, vor ihrem
Abgang zur Universität oder ihrem Eintritt ins praktische
Leben Lust und Liebe zur klassischen Muse zu wecken, sie
empfänglich zu machen für die antike Lebensanschauung,
insbesondere für die Moralphilosophie und den Schönheitssinn
der Alten. Und als in München, Ingolstadt, Freising und
Augsburg solche Reformschulen eingerichtet wurden,*) wie
hätte da Nürnberg zurückbleiben sollen?
Es ist nun nicht interesselos zu beobachten, wie der
grosse Kampf, den die bedrohte mittelalterliche Weltanschau-
ung auf so vielen und grossen Schauplätzen gegen den Durch-
bruch des Individualismns führte, im kleinen die Gründung
dieser Schule begleitete, und wie der Humanismus, nachdem
er den Staat eben erst mit grösster Mühe für seine Pläne
gewonnen hatte, ihn nun sofort gegen die Kirche ausspielte,
um sich den Eiferern gegenüber zu behaupten, die nur die
Auswüchse der Bewegung und die ihnen selbst entstehende
Konkurrenz, nicht aber die gemeinsamen Ziele im wissen-
schaftlichen und religiösen Leben sehen wollten.
Schon im Jahre 1485 hatte der Geist der Zeit sich im
Anlauf zu einer Schulreform bewährt; blieben auch wohl vor-
läufig noch die alten barbarischen Lehrbücher, scheint die
Lehrmethode trotz des Nachdruckes, der auf gute Ueber-
tragung ins Deutsche gelegt ward, sich noch wenig gebessert
zu haben, so wurde doch die Brauchbarkeit für den Kirchen-
dienst fortab nicht mehr als Massstab für den Fortschritt
der Schüler betrachtet, die eigentliche Aufgabe des Unter-
richts genauer fixiert, dem Schulmeister eine pädagogische An-
leitung gegeben und Schulbesuch wie Besoldungsfrage gesetz-
lich geregelt. Die einschneidenste Neuerung aber war, dass
die befähigteren Schüler täglich eine Stunde „in arte humanitatis
oder in leichten episteln als Aeneae Sylvii (oder) dergleichen“
unterrichtet werden sollten.**) Aber gerade diese wichtigste
Bestimmung war in der beratenden Kommission auf Wider-
*) Bavaria I 529.
**) Heerwagen. Zur Geschichte der Nürnberger Gelehrtenschulen
1485—1526, Per. Nbe. 1860, S. 8 ff. 1863, S. 9.