Vorwort.
Was Anselm v. Feuerbach als Jurist gewesen, ist bekannt
An der Schwelle des neunzehnten Jahrhundert hat er als der
ersten einer die grossen Grundgedanken der modernen Gerech
(igkeitspflege ausgesprochen und mit der grössten Ausdauer
unter schwierigen Verhältnissen verfochten ; auch zum Teil reali-
siert. So ist die Abschaffung der Folter in Bayern ein Ruhmes-
blatt im Leben dieses Mannes. Es ist sein Verdienst, sie seinem
kurfürstlichen Herrn förmlich abgerungen zu haben.
Doch noch mehr hat Anselm v. Feuerbach geleistet. Die
wenigsten wissen, welch hervorragenden Anteil er an der Er-
naltung der protestantischen Universität Erlangen gehabt, wie
er stets eintrat für die Rechte des Protestantismus und die
Gleichberechtigung aller Konfessionen. Und fast unbekannt
ist seine Mitwirkung am Zustandekommen des Religionsedikts.
Feuerbach schreibt hierüber selbst aus Ansbach 1819: „Nie
habe ich mehr in das Grosse gewirkt, als ich — von hier aus —
unerkannt gewirkt habe ... So ist es z. B. buchstäblich wahr:
— der Mann, der das bayerische Konkordat mit dem Papst
zerrissen, der ‘das Religionsedikt, das protestantische Ober:
Konsistorium, die nun bestehenden, von .den Regierungen un-
abhängigen Provinzial-Konsistorien geschaffen, die protestan-
tische Universität: Erlangen gerettet hat, dieser Mann ist kein
anderer, als — Vesuvius‘ (sein Beiname unter den Freunden).
„Aber nicht speiend, flammend, tobend, hat er dies bewirkt.
sondern ganz aus tiefer. Stille heraus.‘“1)
= Und wie glänzend war sein Verhalten in der schweren
Zeit der napoleonischen Kriege! Er hat nach der Schlacht bei
Leipzig in Süddeutschland?) ‚die ersten freien Worte laut in
') Leben und Wirken, Bd, II. S. 111/112,
*) Kleine Schriften S. 1.