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Der Rat, der mit Strenge auf die Niederhaltung aller zünfti—
schen Regungen im Nürnberger Handwerk achtete, verfuhr natürlich
gegen die Meistersinger, die sich ja doch allein aus den Handwerkern
rekrutierten, nach denselben Prinzipien.“) Die Abhaltung der Sing—
schulen konnte nur mit seiner ausdrücklichen Genehmigung, die bis
zum Jahre 1546 jedesmal besonders eingeholt werden mußte, statt—
finden. Zu Zeiten, so um das Jahr 1580, hat er sie ganz verboten,
weil darin ein roher, lasciver Ton in ihnen eingerissen war. Sie
wurden dann nur wieder unter der Bedingung gestattet, daß sich die
Meistersinger „schambarer unzüchtiger lieder“ gänzlich enthieltend und
daß sie auch „ihre Stimme mit dem Singen dermaßen moderierten,
daß es gesungen und nicht geplerrt heiße“. Aber schon 1528 hatten
es die Meistersinger dem Rat mit „Zerbrechen und anderem Unlust“
so arg getrieben, daß sie der Rat in seinem Zorn ans der „Poeten—
schule“ bei St. Lorenzen, wo sie damals ihre Singschule hatten, aus—
wies und sie „mit ihrem unschick und unzucht auf die Hallerwiesen
oder den Plerrer“ gehen hieß. Man sieht, auch die Übung der „hold—
seligen“ Kunst des Meistergesangs hatte unter dem allgemeinen Ge—
brechen der guten alten Zeit, der Roheit der Sitten, zu leiden. Der
Ort, wo die Singschulen abgehalten wurden, hat zum Teil aus diesem
Grunde im Laufe der Zeit sehr stark gewechselt. Aus dem Jahre 1626
ist eine Versammlung der Meistersinger im neuen Spital bezeugt.
Dann wurde ihnen, wie gesagt, die „Poetenschule“, d. h. eine Stube
in der Lorenzer Pfarrschule eingeräumt. Als sie aus dieser vertrieben
waren, wurde es ihnen lange Zeit sehr schwer, ein passendes Lokal zu
erhalten. Später finden wir sie abwechselnd im Spital, dann lange
Zeit im Predigerkloster (1562 — 1578), und in der Kirche von St. Martha
(bis 1614), die überhaupt, seitdem sie in den Tagen der Reformation
für kirchliche Zwecke gesperrt worden war, zu öffentlichen theatralischen
Aufführungen diente. Die Katharinenkirche (auch der „Katharinensaal“
genannt), wurde ihnen erst 1620 geöffnet. Weil sie hier bis gegen das Ende
des vorigen Jahrhunderts gewöhnlich (daneben aber auch immer noch im
Predigerkloster und in der Marthakirche, sowie in der Bartholomäus—
kirche zu Wöhrd) zusammenkamen, ist der Name dieser Kirche als Ver—
sammlungsort der Meistersinger bis auf die neueste Zeit der allein
populäre gewesen. GForts. folgt.)
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) Vgl. für das Folgende Mummenhoff, Ernst, die Singschulordnung vom
Jahre 1616/85 und die Singstätten der Nürnberger Meistersinger, S. 278 ff. der
Daus Sachs-Forschungen. Festschrift zur vierhundertsten Geburtsfeier des Dichters.
Im Auftraäge der Stadt Nürnberg herausgegeben von A. L. Stiefel. Nbg. 1894.