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Doctor (Greitet die Arme aus). Sohn! ich bewundere dich!
Nein, ich bewundere dich nicht, denn du bist ja mein Sohn,
du bist meiner würdig. Aber warte noch mit der Ausforderung.
Ich werde erst noch einmal mit Herrn Pantalon reden. Er hat
mir gegenüber keinen Muth, er fürchtet mich, und er wird nach—
geben.
Silvio. O mein Vater, die Sache steht aber schlimmer,
als Sie meinen. Denken Sie, Rosaura hat eine Unterredung
mit Herrn Rasponi gehabt.
Doctor. Eine Unterredung? Soll das heißen: eine Con—
troversia, oder eine Accomodation?
Silvio. Eine geheime Unterredung, die zur Folge hatte,
daß Rosaura ganz freundlich und bereitwillig geworden ist, daß
sie verstohlene Blicke mit einander wechseln!
Doctor. Was sagst du da?
Silvio. Sie ist treulos! Sie wird entweder Herrn Rasponi
heirathen, oder sie wird mich betrügen!
Doctor (aufgebracht). Dich betrügen, einen Lombardi! Wäre
eine solche Insolenz zu denken? Ich selbst werde mit Fräulein
Rosaura sprechen!
Silvio. Nein nein, mein Vater, überlassen Sie das mir.
Doctor. Gut, so werde ich mit Herrn Pantalon sprechen,
daß er mir über diesen Fall Aufklärung und Genugthuung giebt!
(Zu Truffaldino.) Diener! Sage er seinem Herrn, daß Jemand
hier war, der ihn zur Rede stellen wird, der ihn tödten wird.
Sag' er ihm, die Racheschwerter sind gezückt, und sie werden die
Schuldigen treffen! Komm, mein Sohn, komm! GDoctor und
Silvio ab.)
Truffaldino (ihnen nachsehend). Die Racheschwerter sind
gezückt —? Die Beiden aber sind verrückt. Aber mein Herr ist
auch nicht in der richtigen Verfassung. Denn wer kein Bedürf—
niß zum Essen hat, mit dem ist's nicht richtig.