Beatrice. Er ist aber mit Brod wieder zugeklebt?
Truffaldino. Nun, da Sie's schon gemerkt haben, so
will ich's auch offen sagen. Es kam — es war nämlich auch
ein Brief an mich auf der Post, und in der Zerstreuung hatte
ich den falschen geöffnet.
Beatrice. Und hast du nichts gelesen?
Truffaldino. Bei allen Heiligen nein, nicht eine Silbe!
Ich merkte gleich, daß es eine etwas unleserliche Handschrift ist;
und da ich ohnedies, ich muß es offen bekennen, in der Wissen—
schaft des Lesens nicht sehr stark bin —
Beatrice (durchfliegt den Brief). Der Alte ist in Sorge um
mich. — Und mein Bruder —! oh! wenn das zur Wahrheit würde!
Truffaldino (für sich.. Auch diese Sache wäre durch
meine Geistesgegenwart wieder auf's schönste in Ordnung gebracht.
Aber was ich von dem bischen verschluckten Siegellack für
Hunger gekriegt habe!
Beatrice. Höre! Ich habe noch einen Gang zu machen.
(Für sich.) Ich muß jetzt versuchen, die arme Rosaura allein zu
sprechen. (Zu Truffaldino.) Geh hinein in den Gasthof, hier ist
mein Kofferschlüssel, öffne den Koffer, ordne die Kleider —
Truffaldino. Bestelle das Essen —
Beatrice (lacht). Nun ja, sobald ich zurück bin, wollen
wir essen, armer Teufel! (Ab in die Straße nach links).
Fünfzehnter Auftritt.
Truffaldino. Dann: Vantalon.
Truffaldino (allein). Das ist nun wieder 'n hübscher Zug
von diesem Herrn. Das muß ich aber auch sagen: wenn ich nach
all' den Laufereien und Aengstigungen meines Gemüthes nicht
bald die ersehnte Beruhigung einer ordentlichen Mahlzeit erhalte,
so biñ ich verloren. Das ist die einzige Schattenseite, die dieser
Dienst bei zweien Herren hat. (Will ins Haus).