Volltext: Hans Sachs und seine Zeit

374 
Der Pfalter. Bermehrter Itubhnt. 
mir ir der Auslegung viel umftändlicher, ja peinlicher, al irgend ein 
Anderer e$ fein Konnte, denn eS war ihm Herzensfache, e3 allen fo deut- 
ich und verftändlich als möglich zu machen. In feinem Eifer ging er 
jo weit, daß e8 ihnı nicht genügte, den Inhalt eineS jeden Pfalms in 
die dichterijche Umfchreibung feiner altdeutjhen Reimpaare zu bringen, 
iondern er fommentierte ihn zunächft in einer furzen Einleitung, die er 
a8 „Summa“ bezeichnet, und uuußte danır noch dem umgedichteten 
Üfalm eine längere moralifierende Betrachtung anhängen. Wie er bei 
der Verfifizierung des Bibeltexte8 verfuhr, möge man beifpielSweije aus 
dem 136. Pfakln erfehen; c3 ijt Dabei interejffant, wie er daZ in den 
Worten der Bibel inımer wiederkehrende „Denn feine Güte währet ewiglich“ 
jr feine Neimpaare zu nwdeln wußte. Nach der einleitenden „Summa“ 
porn 30517 VBerfen beginnt bei ihnı Ddiefer Pfaln: 
Danft dem Herren, er ift freundlich 
Sein Güt währt immer ewiglich, 
Danfet Gott, aller Götter Gott, 
Sein Güt hilft ewiglich aus Not, 
Danfet dem Herrn aller Herren, 
Sein Güt währt ewig nach und ferren, 
Der große Wunder thut allein, 
Denn ewig währt die Güte fein, 
Der die Himmel gemachet hat, 
Dann fein Güt währet früh und fpat, 
Der die Erd auf das Waffer breit, 
Denn fein Güt währt in Ewiakeit — ıc. 
Der Druck aller diejer Umdichtungen au3 der Bibel, der fämtlichen 
Pialmen, der Sprüche Salomonis, des Buches Sirach, wozu noch 
zwölf Kapitel aus dem Prediger Salomonis 11nd vereinzelte Kapitel aus 
anderen Büchern der Bibel kamen, mußte den lebten beiden Büchern 
jeiner hoetifjchen Werke vorbehalten bleiben. 
Der Ruf Hanz Sachfens war fhon nach dem Drucke feiner erjten 
drei Bünde in Folio nicht nur außerhalb Nürnbergs {ehr geftiegen, 
jondern auch in feiner Baterftadt, wo man In den Kreifen der Gelehrten 
und Patrizier fich lange gefträubt Hatte, den dihHtenden Schuhmacher 
af8 wirklichen Dichter anzuerkennen, Hatte doch fowohl feine beifpiellofe 
dichterifche Thätigkeit wie fein mafellojer Charakter und fein unermüd- 
fiches Wirken für alles Oute 1umd Rechte fein Anfehen fehr gefteigert, 
jo daß auch jeine Gegner, über deren „Haff und Ungunft“ er in jenem 
Vorwort fich bekflant hatte, vor der Neinheit und Tüchtiakeit eine8 folchen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.