Volltext: Hans Sachs und seine Zeit

372 Majenhafte Produktion. 
jet zur Ruhe fjeßen wolle, weil er alt und fchwach geworden. Was 
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würden alfv Die Leute dazu fagen, wenn er dennoch wieder anfinge zu 
dichten. Diefer Einwand macht aber dem Dichter keine Beforgnig — 
Deß, {prach er, Ihäm ih mich mit nichten. 
Sch hab gefeiert nach dem SZufag 
Etwas länger wann Sahr und Tag, 
Wenn mich nun diefe Urfach trieb, 
Daß ich anheim zu Haufe blieb 
Und fing wieder zu dichten an, 
Brächt recht gut Gdichte auf die Bahn 
Xn Sterbensläufen aus Bottes Gnaden 
den Armen wie den Reichen zu Gut, zur Tröftung und Erheiterung, 
und der Tugend zu Muß —-: fo wäre foldh Beginnen niütblicher, al 
wenn er mäßig fäße. Und fo Ianız er denn auch fehließlich zu feiner 
Semugtouung berichten, daß er in diefoem Zeitraum viertehalb Hımdert 
Gedichte zufammengebracht Habe, fo daß er Hoffe, noch Für ein 
viertes und fünftes Buch Stoff zu Haben. 
Sn der That war gerade in diefern Unglücksjahr feine dichterijche 
Produktion wieder eine ganz erftaunlicdhe geworden. Bon dramatijchen 
Dichtungen fallen allerdings in diefes Jahr mur Ddrei*), zwei Hiftorijche 
and das auur einaktige und nicht ganz berechtigt al „Tragödie“ 
bezeichnete Spiel „Die zwölf argen Königin“. CE it im Grunde nur 
ein Dialog, in dem er feine Kenntniffe zu einer moralifierenden Schluß» 
pointe führt. „Frau Chr” ift wieder die von ihın gepriefene Königin. 
Sie verfündet erjt, daß fie nach Deutjehland gekommen fei, um {ich 
nach jochen tugendhaften Frauen umzufehen, die fie an ihren Hof 
achmen fünne. Der „Chrenhold“, der bei Hans Sachs ftet3 der Ver- 
;reter. oder der Begleiter und Schliker von Ehre und Tugend ift, 
neldet der Königin, draußen ftünden zwölf große Königinnen, die ihr 
Dre Mufwartung machen wollen. Nun Kommen nach einander: 
Semiramis, Venus, Nivbe, Medea, Phädra, KMitemneitra, Tullia, 
Olympia, Cleopatra, Marippina, Kofimumda und Arfinne. Xede berichtet 
©) San vierten Buche der poetijhen Werke frebt zwar auch das dreiaktige Spiel 
„Ser NMeidhart mit dem Fevybhel“ (Veiel: Veilchen) mit dem Sabre 1562 bezeichnet, 
aber ach der Handfchrift gehört c8 ins Jahr 1557, was ihon Cd, GOkke in der Aus- 
zübe ter Faftnachtfpicle richtig geftellt hat. Aurdy das Fafmachtjpicl „Eulenfpiegel mit 
sem Pelziwagjchen“ ij im fünften Buche mit der Habreszahl gedrucdt, während Göbe 
3 nach der Handichrift vom Sahre 1556 datiert.
	        
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