352 Sejamtansgabe 1. und 2. Buch.
man nit allein findet etliche fiß fruchttragende Bäumlein zur Speif der
Schunden, fondern Wurz und Kraut fo reß und bitter find zur Arzenei,
die franfen Gemüter zu purgiren und die böfen Feuchtigkeit der Lafter
augszutreiben. Dergleich findet man darin wohlriehende Feyel (Veilchen),
Yiofen und Lilien, au3 denen man Fräftige Waffer, Del und Söft
diftiliven und bereiten mag, die abkräftigen und fehmwachen Gemüter, fo
befümmert find, zu ftärfen und wieder aufzurichten; auch endlich
nancherlei }cOlechte Sewächz und Feldblümlein, alz Klee, Diftel und
Kornblünkein, doch mit fHönen, Kieblichen Farben, die fchwermütigen
melancholifchen Gemüter frölich und Leichtfinnig zu machen“. Sm übrigen,
Jährt er fort, werde ihın „jeder Verftändige“ das Zeugnis geben, daß
zr Jeine ®cdichte „niemand zu Neid oder Machtheil, auch noch viel
weniger zur Heuchlerei an Tage gegeben Habe“, fondern Gott zu Chren,
„Zur Auferbauung guter Sitten und Tugend und zur Ausreutung der
after“.
Wir haben in diejen Worten des goldherzigen Mannes auch eine
Abwehr gegen mancherlei Anfechtungen zu erkennen, von denen er nicht
verfchont blieb. Wir erfahren dies auch aus dem in diefem Bande
enthaltenen Einleitungsgedicht, von dem im folgenden Schlußfapitel noch
Sie Yiede fein wird.
zo