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stand der größere Teil Südwestdeutschlands verbunden gegen Ruprecht,
während der Osten und der Nordosten ihn noch gar nicht anerkannt
hatten.
Und noch auf anderer Seite türmten berghohe Schwierigkeiten
sich vor ihm auf. In dem unseligen Streit, den jetzt drei Priester
um den Besitz der päpstlichen Tiara kämpften, glaubte Ruprecht dem—
jenigen Papste (Gregor XII.) treu bleiben zu müssen, dessen Aner—
kennung ihm zu teil geworden war, während Wenzel sich auf Seite
des Konzils von Pisa stellte, welches einem dritten Papste zur
Existenz verholfen hatte. Die natürliche Folge war, daß sich die
Kirchenversammlung für Wenzel und damit gegen Ruprecht erklärte.
Schon erließ Wenzel an die Reichsstädte den Befehl, die Reichssteuer
an ihn abzuliefern. Zur ergebnislosen Verhandlung über den
Kirchenstreit, in welchem er fast sämtliche Reichsstände gegen sich sah,
wohnte Ruprecht im Frühjahr 1410 noch einmal einer Fürstenver—
sammlung zu Nürnberg bei.
Unerschüttert durch alle Schwierigkeiten rüstete sich der greise
König zum schweren, unvermeidlich gewordenen Kampfe gegen den
Mainzer Erzbischof Johann, der jetzt den Herrn in Deutschland
spielen wollte, nachdem er von dem neuen Papste Alexander V. zu
seinem Bevollmächtigten für Deutschland ernannt worden war. Unter
den Zurüstungen zum Krieg ward er auf dem Schlosse Landskron
bei Oppenheim 18. Mai 1410 vom Tode weggerafft.
Es möchte fast als ein Wunder erscheinen, daß in dem allge—
meinen Darunter und Darüber, welches uns in den Jahrzehnten von
Wenzels und Ruprechts Regierung entgegentritt, nicht alles zu Grunde
ging. Wir sehen aber, wenigstens in den Städten und besonders in
jenen, welche an den Hauptverkehrsstraßen lagen, trotz allem Wirrsal
und trotz dem Plackerwesen das kräftigste Wachssttum. Nicht am
wenigsten läßt Nürnberg, welches im Laufe des Jahrhunderts an
Wohlstand, Macht und Ansehen Dutzende von anderen Städten über—
flügelt hat, in der Machtentfaltung nach außen und in der inneren
Entwicklung Zeichen urkräftigsten Gedeihens leicht erkennen. In die
ugendfrisch aufstrebende Stadt kommt beständig frischer Zuwachs von
außen, der die bereitwilligste Aufnahme findet. Die zwei Bürgen,
welche der Bewerber um die Aufnahme in die Gemeinde zu stellen
hat, sind leicht zu haben. Besonders aus Würzburg siedelten infolge
der unaufhörlichen Kämpfe zwischen Bischof und Bürgerschaft viele
Familien nach Nürnberg über.