Volltext: Hans Sachs und seine Zeit

'90 Lobgebicht auf Nürnberg. 
die Wirklichkeit des Lebens zurückzukehren, und alles in BVerfen zu 
regiftrieren, wa3 Nürnberg an vorzüglidhen Einrichtungen, an Kirchen, 
Thoren, Türmen, Brücken und Brunnen, wie auch an Künften und 
Handwverfen befaß. Mit umfjtändlichjter Genauigkeit und dabei doch in 
dichterifcher Form weiß er das alles zu berichten, fodaß wir daraus 
im vollfobnımenes Bild der damaligen Bejcdhaffenheit Nürnberg3 erhalten. 
Zuerft erzählt er, wie er in einen Wald fpazieren ging, um fih an 
„der Maien Wunn“ zu erfreuen, und wie er dann, vom SGchen müde 
geworden, an einem BachHe fich niederlegt und entjhlummert. Da wird 
Hm nun im Traume zunächft ein Berg vorgeführt, an dem ein fOHüöner 
YNofengarten ag, in welchem alle nur erdenklichen Koftbarkeiten fröhlich 
nebeneinander wuchjen, während an einem RKofenbufch ein Ndler faß, 
dejfen linke Seite mit roten und weißen Streifen (das Nürnberger 
Wappen) quer durchzogen war. Kings um den Rofengarten aber 
lauerten viel böfe Tiere, Löwen, Tiger, Wölfe und auch Raubvögel, 
die alle danach frachteten, dem Adler etwas von feinen Federn aus- 
jurupfen. Nachdem der Dichter noch des weiteren das Verhalten der 
Tiere gegen den Adler gefchildert, der von vier fcHiüßbenden „Fräulein“ 
umgeben war, endet er den Traum damit, daß ihn ein „Perfivant“ 
jo viel wie Herold, Ansrufer bei Turnieren, vieleicht aus poursuivant 
antjtanden) erweckte, der ihm nun, um die Bedeutung des Traumes 
vefragt, Denfelben erklärt, und Hinzufügt, er wolle ihn das, was er 
zeträumt habe, nun alles in Wirklichkeit zeigen, wenn er aufitehen und 
"hm folaen wolle. 
Hieran nüpft fich nun die eigentliche Befchreibung von Nürnberg. 
Sr JOhildert die auf dem Berg gelegene Königliche Vefte, daz Meer von 
Hüufern, durch die ein Fluß fich Jchlängelt, die Türme, Zinnen — 
Schau durch die Gaffen ‚überall, 
Mie ordentlich fie fein gefundert; 
Der fein achtundzwanzig fünfhundert, 
Sepflaftert durchaus, wol befunnen, 
Mit hundertfechszehen Schöpfbrunnen, 
Welliche ftehn auf der Gemein, 
Und darzu zwölf Rohrbrunnen fein. 
Dier Schlagalocken und drei Fein Uhr, 
zwei Chürlein und fechs große Chor 
Hat die Stadt und elf fteinen Brucken 
Behanuen von aroßen Werktucken.
	        
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