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ja sonst in den Briefen geläufig.! Dagegen hat Wieland der im
18. Jahrhundert fest eingebürgerten Gepflogenheit, Gelegenheits-
dichtungen in Hans Sachsens Art abzufassen, ebenfalls gehuldigt,
und zwar nach der feierlichen Lobpreisung Hans Sachsens in Weimar
in höfischer Gelegenheitsdichtung; er beruft sich dabei auch aus-
drücklich auf Hans Sachs (1783).*? Wieland konnte dies umso leichter
tun, als Hans Sachs in Weimar hoffähig geworden war.
Aber während die Großen in Weimar an der Arbeit waren, Hans
Sachs eine gerechte Anerkennung zu verschaffen, und für die Erneuerung
seiner Werke eintraten, hat die überlebte Spottlust alter Zeit sich
doch noch gelegentlich geregt. Der rationalistische Beobachter
Christoph Friedrich Nicolai hat in seinem gegen die Wertschätzung
volkstümlicher Dichtung gerichteten satirischen Büchlein „Eyn feyner
kleyner Almanach Vol schönerr echterr liblicherr Volckslieder“
(Beynreck an der Unstrutt, Verlegts die Schustergilde, 1777) die
literarische Tätigkeit der Schuster wieder einmal in sehr alter Be-
leuchtung erscheinen lassen. In der Vorrede meint er, daß das
‚Handwerck der Poeterey“ mit dem der Schusterei und der Lein-
weberei in besonderem Zusammenhange stehe. „Die Schuster sind
alter Zeyten schon, bey teutzscher Nation sonderbarlich beflißen ge-
wesen, libliche Reyen und Gesenge zu machen, deß zeugen mag,
Meyster Hanns Sachs, wol eyn Vater aller Teutzscher Poeterey,
vnndt dero Groß-Vater, Ottfrid der Münch, welcher eyn Schuster
wz, eh er eyn Münch ward, wie wir davon in der Kronicken
lesen“ (S. 4)% Nicolai hat mit diesem Büchlein, bekanntlich gerade
das Gegenteil von dem erreicht, was er wollte, die Spitze gegen
1 Ebenda S. 88 (26. 1.1776); Briefe an und von J. H. Merck, S. 69
(31. 5. 1776), S. 156 (1778). — In den Erläuterungen zum „Geron“ bedauert
Wieland, daß er die Geschichte „nicht noch einfältiger, noch gothischer und
holzschnittmäßiger, habe vortragen können“, wiewohl er sich auch der
Meinung nicht verschließt, „daß sie in ciner minder altfränkischen Gestalt
vielen modernen Lesern und Leseringen besser gefallen würde“. In den
Erklärungen zu einzelnen Worten, in denen wiederholt auf mittelhoch-
deutsche Epen verwiesen wird, wird nur einmal der Froschmäuseler erwähnt.
Hans Sachs gar nicht (Teutscher Merkur, Februar 1777, S. 1831, 141).
„2 Bernhard Seuffert, Wielands Gelegenheitsgedichte, in den Freundes-
yaben für C. A. H. Burkhardt, Weimar, 1900, 5. 14414—146.
3 Vgl. die von G. Ellinger in den Berliner Neudrucken, 1. Bd., Berlin,
1888, besorgte Neuausgabe (S 3). Nach Ellinger (S. XXVIII— XXX) ist die von
mir im Texte erwähnte Ausgabe eine Parodie von Nicolais „Almanach“.