Volltext: Gebete – Nürnberg, STN, Cent. VII, 24

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Willibald kennt seinen Vater 
Nicht, er liegt in heftgem Fieber, 
Er sieht nur das dunkle Mägdlein 
Das an seiner Seite knieend 
Sucht der Wunden Blut zu stillen, 
Seine heiße Stirn' zu kühlen. 
Pia! ruft er leise stöhnend. 
Und sie beugt herab sich zu ihm, 
Küßt die todesblassen Lippen. 
Glücklich lächelt nun der Wunde. 
Grimmig starrt der Bürgermeister 
Auf die beiden vor ihm nieder. 
Wer bist du? herrscht er die Maid an, 
Faßt sie Knechte! Faßt die Dirne! 
Schreit er zornig zu den Reis'gen. 
Schnell wie ein gescheuchtes Reh flieht 
Pia von des CLiebsten Seite 
In die nahen, dichten Büsche. 
Rette Walther und den Alten 
Hatte Willibald gelispelt. 
Ach, ob zwar das Herz ihr blutet, 
Daß sie jetzt ihn soll verlassen 
Folgt sie, heilig ist sein Wort ihr. 
Hildegard knieet noch an Walthers 
Seite jetzt in suummem Schmerze. 
Stehe auf nun, meine Tochter 
Mahnt der Vater, laß den Toten. 
Weg du Mörder! kreischt sie angstvoll. 
Aber du willst ihn ermorden! 
Nein, er ist nicht tot, er schläft nur, 
Helle Thränen in den Augen 
Spricht ihr Hans mit sanften Worten 
Zu: Geht, ich will bei ihm wachen. 
—An— 
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