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wissen, durch seine Bereitwilligkeit in dieser patriotischen Sache stets
hervorragte. In letzterem Jahre traf der Rat die Einrichtung, daß alle
Tage Mittags um 12 Uhr die Glocken der vornehmsten Kirchen der
Stadt geläutet werden sollten, als Mahnung für alle Christen zum
Gebet um Schutz vor den Erbfeinden der Christenheit, den Türken.
Dieses Geläute, unter dem Namen „Betläuten“ bekannt, findet noch
heutigen Tages statt.
Dasselbe Jahr 1542 brachte für die Stadt auch einen neuen Ge⸗
biets zuwachs, indem die arg verschuldeten Pfalzgrafen Otto Heinrich
und Philipp, die Herren der jungen Pfalz (Pfalz-Neuburg) am
31. August 1542 die Schlösser und Städte Heideck (ein böhmisches
Lehen) und Hiltpoltstein samt dem Markte Allersberg mit allen ihren
Zugehörungen für die Summe von 134200 fl. verkauften bezw. ver—
pfändeten. Es war die alte, auf Vergrößerung ihres Territoriums
gerichtete Politik der Reichsstadt, die hier zum Ausdruck kam, begünstigt,
wieder, wie es scheint, durch den Umstand, daß dieser Besitz sonst an den
Markgrafen verkauft worden wäre. Der Rat setzte für die neuerworbenen
Aemter besondere Pfleger ein, befahl die Einführung der Reformation
in ihnen u. s. w. Da sich die Pfalzgrafen den Wiederkauf derselben
nach Verlauf von 36 Jahren vorbehalten hatten, fielen jedoch Allers—
berg und Hiltpoltstein bereits 1578, Heideck allerdings erst 1584 an
sie zurüuk.
Der Sommer 1542 sah auch endlich einmal wieder einen Reichstag in
Nürnbergs Mauern, der allerdings außer von dem König Ferdinand,
drei Bischöfen und drei weltlichen Fürsten nur von Gesandten besucht
war. Demgemäß war auch das Resultat des Tages, der mit vergeb—
lichen Verhandlungen über die Türkenhülfe ausgefüllt wurde, ein herzlich
unbedeutendes. Nicht bessern Erfolg hatte ein neuer im Frühjahr 1548
in Nürnberg abgehaltener Reichstag. Die Stände des schmalkaldischen
Bundes versagten, aller Klagen des Königs Ferdinand ungeachtet, jeg—
liche Beisteuer zur Türkenhülfe, falls ihnen nicht über die weitere Er—
streckung des religiösen Friedens und das Recht, zu reformieren, bin—
dende Erklärungen abgegeben würden. Es sollte dies der letzte Nürn—
berger Reichstag gewesen sein.
Auch auf dem Reichstag zu Speier (1544), dessen Abschied übrigens
für die Protestanten im ganzen sehr günstig ausfiel, handelte es sich
um die Türkenhülfe. Es tauchte hier wieder der alte Vorschlag auf,
einen gemeinen Pfennig auszuschreiben, gegen den indeß Nürnberg mit
Augsburg und einigen anderen Städten energisch Protest erhob, indem es
darauf hinwies, daß die Art und Weise, die Steuern von den Unterthanen
aufzubringen, den einzelnen Ständen am besten selbst überlassen bleibe.