Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1924/25 (1. April 1924 bis 31. März 1925) (1924/25 (1925))

Denkwürdige Vorfälle. 
8. November 1924. Vollhardt, Oskar, Geheimer Justizrat. 
Er wurde am 29. März 1842 in Heroldingen bei Nördlingen geboren. Er studierte in 
Erlangen und München Rechtswissenschaft, nahm am Krieg 1866 als Leutnant d. R. teil 
und war dann am Stadt- und Landgericht Nördlingen, am Bezirksgericht Augsburg, beim 
Notariat Nördlingen sowie als Rechtskonzipient bei dem bekannten Advokaten Hofrat Kreit— 
mair in Bamberg tätig. Im Oktober 1878 siedelte er nach Nürnberg über, wo ihm die 
Stelle eines Kgl. Advokaten verliehen worden war. Außerhalb seines beruflichen Wirkens 
entwickelte er einen lebhaften Sinn für das öffentliche Leben und stellte seine Kraft in den 
Dienst für gemeinnützige Dinge. Der Wiederherstellung der Sebalduskirche, der Errichtung 
der Christuskirche in Steinbühl und der Wiederherstellung der Lorenzkirche lieh er seine 
tatkräftige Unterstützung. Lange Dezennien war er Vorstand der Kirchengemeinde St. Lorenz. 
Von 1883—1919 gehörte er dem Vorstande der Anwaltskammer des Oberlandesgerichtsbezirkes 
Nürnberg an, deren Vorsitzender er von 1909—41919 war. Auch war er Mitgründer des 
Anwaltvereins Nürnberg, in welchem er 15 Jahre lang den Vorsitz führte. In Würdigung 
seiner Verdienste für die Auwaltschaft wurde er 1919 anläßlich der Aufgabe seiner anwalt— 
schaftlichen Tätigkeit zum Ehrenmitglied ernannt. Der Vorstandschaft des Sanitätskolonnen— 
Hilfsvereins gehorte er von 1898 -1911 als Schriftführer an. Auch hier wurde ihm die 
Ehrenmitgliedschaft zuteil. Seit Jahrzehnten zählte Geheimrat Vollhardt zu den Mitgliedern 
des Verwaltungsrates der hiesigen Blindenanstalt. Ferner war er Mitglied des Verwaltungs— 
ausschusses des Germanischen Nationalmuseums. Sein vornehmer Charakter, seine hervor— 
ragenden Geistesgaben, seine dem Gemeinwohl gewidmete Wirksamkeit sichern ihm ein 
ehrendes Andenken. 
7. Dezember 1924. Eyßer, Georg, Kommerzienrat. 
Er wurde am 15. Februar 1847 in Bayreuth geboren als Sohn des Begründers der 
dortigen Möbelfabrik J. A. Eyßer. Nach Vollendung seiner Studien und vielen Auslands— 
reisen ließ er sich zunächst in Bamberg nieder und siedelte dann, im Jahre 1883, nach Nürn— 
berg über, um dort die väterliche Firma einzuführen und eine neue Fabrik zu errichten. Als 
Eyßers Vater 1883 das Pellerhaus in Nürnberg erwarb, war es namentlich sein Sohn Georg 
Eyßer, der mit rastlosem Unternehmergeist an eine sachgemäße Erneuerung dieses einzigartigen 
Bauwerks der Frührenaissance ging und das Pellerhaus als Ausstellungsgebäude für die Er— 
zeugnisse der Nürnberger Fabrik ausgestaltete. Auf dem Gebiete des Kunstgewerbes wirkte 
Eyßer in den achtziger Jahren bahnbrechend, indem er als einer der ersten den Gedanken 
künstlerischer Formgebung in der modernen Möbelindustrie verwirklichte. Durch Beschickung 
der großen Weltausstellungen hat er auch viel dazu beigetragen, dem deutschen Kunstgewerbe 
den Weltmarkt zu erschließen. Lange Jahre war er eifriges Mitglied des Landesausschusses 
der Bayerischen Landesgewerbeanstalt in Nürnberg. Auch dem Bayerischen Kanalverein wid— 
mete er sein besonderes Interesse. Er ist in München, wohin er sich zuletzt zurückgezogen 
hatte, gestorben. 
11. Dezember 1924. Wieseler, Theodor, Kommerzienrat. 
Er wurde am 18. Januar 1859 in Langendorf im Bezirksamt Hammelburg geboren und 
gründete im Jahre 1885 in Nürnberg eine Glaswarenhandlung. Mit Kommerzienrat Wieseler 
ist ein Mann dahingegangen, dessen Schaffen und Wirken für das wirtschaftliche Leben weit 
über die Grenzen unserer Stadt hinaus von hoher Bedeutung war. Sein Lebenswerk bildet 
der „Nürnberger Bund“, ein Großeinkaufs-Verband deutscher Fachgeschäfte für Glas-, Por— 
zellan⸗, Steingut⸗, Luxus-, Leder- und Schmuckwaren. usw., den er gegründet und an dessen 
Spitze er 2324 Jahre als Generaldirektor gestanden hat. Der Bund war zunächst ins Leben ge— 
rufen worden gegen die überhandnehmende Konkurrenz der Warenhäuser. Wieseler wollte Er— 
zeuger und Einzelhändler in einer Genossenschaft zusammenführen, um so durch gemeinsames
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.