Brief von Tuchers an von Andlaw.
München den 5. Decembr. 1874.
Eure Excellenz!
Die überaus große Güte und Freundlichkeit, welche
mir von Euer Excellenz wie von der Herzoglichen Hoheit
während meines Aufenthalts in Baden zu Theil geworden
ist, bleibt mir in der lebhaftesten Erinnerung, sie gibt mir
aber auch den Muth mich vertrauensvoll mit einer An-
frage bzw. Bitte an Eure Excellenz zu wenden.
Meinen armen Freund Daumer in Würzburg hat der
Schlag gerührt, die eine Seite ist ganz gelähmt, die Sprache
verfallen. In seinem Vertrauen auf die Homöopathie
(über welche er so höchst interessante Beobachtungen an
Kaspar Hauser machte) glaubt er nun Hülfe, wenigstens
Erleichterung bei dieser Heilart finden zu können und
hat sich durch seine treffliche Frau, der er mit der linken
Hand geschriebene Anweisungen ertheilte, an mich ge-
wendet, mit der Bitte ihm homöopathische Arzeneimittel
zu verschaffen, da es hiezu keine Gelegenheit in Würz-
burg gibt. Die Schilderung der Krankheitssymptome war
genügend, meinem Hausarzt die treffenden Arzeneimittel
erkennen zu lassen. Wirklich thaten sie treffliche Dienste,
gefähr 14 Tagen schrieb mir aber die Frau, die Krank-
heit mache Rückschritte (sic!), nicht aber aus Schuld der
trefflichen Arzeneimittel, sondern in Folge der drücken-
den das Gemüth des Kranken schwer belastenden Noth
der Armuth, in der er nun auch seine Frau leiden sehen
müßte. Beide haben kein Vermögen mehr, die Pension
eines Gymnasialprofessors ist zu wenig zu leben, zu viel
zu sterben. von literarischen Arbeiten, mit denen er sich
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