Volltext: Blicke in das kunst- und gewerbreiche Leben der Stadt Nürnberg im sechszehnten Jahrhundert

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mug und unerhörte Wucher hat dermaßen überhand genommen, 
daß e8 nicht Wunder wäre, wenn ANes zu Trümmern und zu 
Boden ginge; man giebt jeßund nicht mehr fünf oder jechs, 
jendern fhon funfzehn und achtzehn aufs Hundert. So nehmen 
die Fürften viel Geld allbier von unfern Kaufleuten auf. Wenn 
aber Ddiefelben zulegt bei Etlidhen die Hauptjumme verlören, Io 
geflhähe ihnen um {olhes unchriftlidhen Wuchers willen voll» 
fommen recht.“ 
€ muß Cuch mit Necht befremden, daß diejem Wucher- 
unfug bei uns noch fein Gejeg feuert, während wir uns Doch 
in andern ftädtifchen. Verbältniffen mander guten Anordnung 
zyfrenen. Wir haben z. B. jeit dem Jahr 1536 eine treffliche 
Senerz-Drdunung. Ihr werdet fie wohl jhon fennen, denn nach- 
dem man fie Damals von Neuem geregelt und verbeffert, wurde 
fie Eurem Herzog auf feinen Wunjh von Leo Schürftab, zu 
der Zeit alter Bürgermeifter, zugefhift. Chenfjo erhielt er 
einige Jahre zuvor unfere Polizei-Ordnung durch einen unjerer 
NKathsherren. In diefer hat uns freilich erft Noth und Gefahr 
zu mancher beffern Einrichtung gezwungen. Im Sommer des 
Yahres 1543 brad in Süd-Deutjhland an vielen Orten eine 
Aurchtbare peftartige Krankheit aus und man fürchtete ihren 
Ausbruch au in unjerm reichbevölferten Nürnberg. Man 
ichrieb fie als eine Strafe Gottes den vielfältigen Jündhaften 
Nebertretungen 3u, Die fchon lange in mancherlei Weife and 
im unferer Stadt herrichten, der Läfterung des göttlidhen Nas 
mens, der Böllerei, Unzucht, Berlegung der Nächftenkiebe und 
andern Laftern, die überall im Schwange waren. Die Sterb- 
lichfeit war hier au Ih)on ehr bedeutend, als wir, Die int 
Rath faßen, durch eine gedruckte, in alle Häufer vertheilte ftrenge 
Verordnung dem Nebel möglichft zu fteuern fuchten. Wir 
armabhnten darin die Bürger nicht nur, von ihrem Jündhaften 
Wejen, ihren Laftern abzuftehen und durch Andacht und Gebet 
Gottes Barnherzigkeit anzuflehen, jondern wir geboten mit 
ernftem Nachdruck die AWoftellung von allerlei Mipbräucen und 
Anordnungen, Die damals aerade Außerft aefährlich wirken
	        
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