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und England, nur die oftindijhen Waaren fhlugen nicht mehr
die Straße über Venedig nad Nürnberg ein, um von Dort erft
mn die nordiichen Hanfeftädte zu gelangen. Die Zahl der Ein-
wohner betrug in runder Ziffer 100,000, beinahe das Doppelte
der heutigen Bevölkerung. Menfchen, Städte, Länder und
Nationen, furz alles IrdijhHe hat jeine Blüthezeit, feine Frucht»
oShe, und rollt vom Gipfel wieder dem Verfall zu, um Anz
derm, Iüngerem Raum zur Entfaltung zu geben, Diejem
Sejep entzieht fi Nichts, und fein Walten müßte uns zur
Melancholie ftimmen, wenn wir nicht den Iroft der Erfahrung
hätten, Daß im ewigen Wechtel die ewige Daner beruht.
Verlegen wir uns nun in das 16, SFahrhundert zurück,
ip finden wir, wie gejagt, Die Beziehungen zwilhen Nürnberg
und Dem vaterländijhen Norden noch jehr rege. Wir haben
nicht ohne AÄbficht die Stadt Königsberg genannt, denn Dort
cefidirte in jener Zeit einer der größten Liebhaber von Nürn-
berger Kunftproducten, Markgraf Albredht von Brandens
burg, unter dem Titel eines Herzogs von Preußen, den
ihm König Sigismund von Polen am 8. April 1525 in Kras
fan zugeftanden. 1511 war Albrecht zum Hochmeifter Der
DeutichHritter gewählt worden, hatte aber auf Luthers Rath
den Orden aufgelöft und Preußen in ein weltlidhes Für
tenthum unter polnijder Lehnshoheit verwandelt. Seine
Anhänglichfeit an Nürnberg erklärt fih daher, daß er ein Sohn
Rriedrich’s von Ansbach war, unfern von Nürnberg geboren,
aljo von Kindesheinen an mit dem dortigen Gewerbfleifß ver=
traut. Sr hegte ein Io freundfchaftliches Gefühl für die Stadt,
daß er bei jeiner Vermählung mit Dorothea von Dänemark
im Frühling 1526 den Rath einlud, ihn zu der Hochzeitsfeier
durch eine SGejandtjchaft zu erfreuen. Da das Anfhreiben des
Hürften feinem Wortlaut nach noch vorhanden ift, wird es dem
Qefer nicht unermünfcht fein, daffelbe Fennen zu lernen, zumal
da Originalbriefe aus vergangenen Zeiten Das treufte Licht auf
den Charakter, die AnfhHanungen und Sitten jener entfhwuns
denen Cpochen werfen. Albrecht fehrieb, wie folat: