XVII
Halle genannt, Saft alle damals dort angeltellte Lehrer And
fpäter als Profefforen der Philologie und der Gefchichte an
Hniverfitäten geftorben. Unter ihnen war Näke aus Dresden
(ftarb als Profeffor der Philologie in Bonn) mein Bufenfreund.
Während der erften Sahre meines Lebens in Halle befchäf-
tigte mich mein Zehramt mit einer bedeutenden Zahl von Arhr-
itunden viel zu fehr, als daß ich an eigene Studien viel hätte
denken können. Se mehr ic) aber meine wenigen Mußeftunden
auf ein gründlicheres Studium der Grefchichte des Mittelalters
u verwenden Fuchte, um fo mehr mard mir der [hroffe Widerfpruch
klar, in welchem die Anfichten und MHrtheile Griesbach und
Fudens über eimelne Erfheinungen diefer Zeit, zumal über
Päpfte und Papfithum einander gegenüber fanden. bgleich
Beide für mich gewichtige Auctoritäten, befchloß ich, mich von
Beiden in ihren Anfichhten loszufagen, um mir Felbit die LSrage
u löfen: was in den fraglichen Erfheinungen reine hiftorifche
Wahrheit fei? Sch hielt dieß nur für möglich durch das Stu-
dium der Quellen felbft und begann es mit der Beit Gregorius VIL
Mit allem Eifer las ich zuerft feine Briefe und dann Alles,
was id) an fonftigen Quellen über diefe Zeit habhaft werden
konnte. Zo mar in mir fehon im Srühling 1812 der Gedanke
reif, einft diefen Papft in einer Biographie, unbekümmert um
alle andern Hrtheile und Anfichten, in dem Lichte darzußfellen,
wie fich in mir fein Bild geftaltet hatte,
Auf einer Serienreife theilte ich in Jena diefen Plan aud)
fuden mit; er billigte ihn. Als dann aber die Sortfebung
meiner Reife zum Befuch meiner Eltern durch eine gewaltige
Waferüberfchwemmung im Thüringer Walde unmöglich geworden
war und ich, nach Fena zurückgekehrt, Auden den Grund diefer
Wiederkehr mittheilte, unterbrach) er mich mit den Worten: „So
hat’s für Sie Gott recht gemacht, kehren Sie nach Yalle zurüc,
habilitiren Sie fich dort und fangen Sie an zu lefen. Schulmei-