viel gefucht, wünfchte, daß ich einjft feine Stelle einnehmen und
vorerft als Gehülfe ihm zur Seite ftehen möge, Dazu
fhien einige Keuntniß der lateinifchen Sprache und eine gewiffe
Hebung und Fertigkeit in fohriftlichen Auffägen nothwendig.
3m Dorfe Henneberg, am Suße der Berghöhe, auf der einft das
prächtige Stammfchloß der Grafen von Henneberg ftand, eine
kleine Meile von meinem Geburtsort entfernt, bot fich dazu
Gelegenheit im Haufe des ältern Bruders meines Vaters,
der dort Pächter einer herzoglichen Domaine war, Sein Sohn,
ein tüchtiger Mufiker, dem auch) etwas Latein angeflogen war,
Tonft in allen Dingen unwifend, wurde zu meinem Lehrer be-
Rimmt; einen fchlechtern hätte ic) nirgends bekommen können.
So verließ ich zum erftenmal das väterlihe Haus und es
begann nun mein erfter Hnterricht in der lateinifchen Sprache
und in deutfehen Stylübungen. Die völlige Planlofigkeit aber,
das Widerfinnige in der Fehrart und die Aual, momit der Hn-
terricht betrieben wurde, erzeugten in mir je mehr und mehr den
gründlichen Widerwillen gegen alles Lernen folcher, wie es mir
fehien, völlig nußlofen Dinge. Aber mas half’s? der Lehrer war
unerbittlich fAveng, oft barbarifch hart, drohte felbit mit körper-
licher Büchtigung und ich mußte, von Haufe aus fehon an Aren-
gen Gehorfam gewöhnt, mich in mein fchweres Zchickfal fügen.
Oft indeß, wenn mich der Lehrer in den alten Schloßeuinen,
wo ich im Sommer meinen Unterricht, wenn ic) es [fo nennen
darf, empfing, mit meinem aufgegebenen Penfum Stunden lang
allein ließ, verfleckte ich die Grammatik in ein Gebüfch, um
an den alten Mauern irgend eine Spur des einftigen gräflihen
Scbens, eine Zeichnung oder eine Fahreszahl außufinden, denn
feit ich an der Bettenhäufer Dorfmauer folche Sahreszahlen aus
dem Ende des 16. und des 17. Zahrhunderts entdeckt, hatten
fie für mic) einen eigenen Reiz. Hier war mein Suchen zwar
vergeblich; allein ich lernte doch auf's Genaußfte alle einzelnen