fullscreen: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

An 
20 II. Die Festtage 6— 
„Gefahr offener zu Tage lag. Frisch und trotzig klingt das 
Lied, womit er des Kaisers Feldzug in Frankreich im Jahre 1536 
begleitet. Der Ton „unverkennbarer nationaler Erregung“ 
geht durch dieses Lied, das wie so manche andere völlig in 
der Weise des VWolksliedes gedichtet ist. Den Kriegszug 
Kaiser Karls V. in Frankreich vom Jahre 1544 schildert er mit 
einer Anteilnahme und Lebendigkeit, daß man sogar glauben 
onnte, er sei dabei gewesen. 
Auch die Feinde im Innern, welche den Bestand des 
Reiches gefährden und untergraben, und die äußeren Feinde 
ermuntern und stärken, erkennt er mit klarem Blicke und 
zieht gegen sie zu Felde. Zwietracht und Zerrüttung, Macht— 
gelüste und Ländergier bei Kaiser, Fürsten und Adel, Un— 
ordnung und Gewaltthat zehren an dem Mark des Reiches 
und des Volkes. Der Eigennutz verschlingt den Gemeinnutz, 
der, aus allen Landen vertrieben, mit Wunden bedeckt und zu 
Tode ermattet, in einer finsteren Höhle sein Ende erwartet. 
Wenn hier die Götter und insbesondere der Götterarzt Aesculap 
nicht helfend eingreifen, so ist das Reich verloren. Das 
Evangelium klagt über die Lauigkeit der Menschen, die es 
nur im Munde führen und dann verleugnen, die in falscher 
Sicherheit leben, als sei die Hölle zergangen, der Teufel ge— 
storben und das strenge Gericht aufgehoben. Es hat seine 
Stimme schier heiser geschrien, aber die Menschen hören nicht 
auf seinen Ruf, es wird nur verachtet und verlacht. Die 
Theologie bricht in Jammerklagen aus über die Zwietracht 
der Sophisten, über den Widerspruch ihrer Anhänger, die das 
Evangelium mißhandelnu, die Schrift mißbrauchen, während die 
Laien es als Deckmantel ihrer Leidenschaften und Laster verwenden. 
Das Gedicht enthält einige geradezu großartige Stellen: 
Etlicher nahm ein Laus 
Und macht ein Kamel draus, 
Ein ander säuget Mucken, 
Thät doch Kamel verschlucken,“
	        
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