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erleuchtet — man beging ja das Fest der Trauung
des Freiherrn Ernst von Eglofstein mit Fräulein
Wilhelmine von Waldstromer.
*
3.
Wieder schwand ein Jahr. Konrad sah Minna
von Eglofstein in dieser Zeit nur einmal; an einem
Abend bei dem Verlassen der Sebalduskirche begegneten
sie sich. Ein Blick war's nur, den sie getauscht, doch
mit ihm tauschten sie auch Schmerz um Schmerz und
Leid um Leid! — Ihr zur Seite war der Gemahl.
Auch er hatte Konrad erblickt; auch er, wie Minna,
ihn erkannt. Dem Auge des Freiherrn entschoß es
wie Blitze! —
Eines Tages sitzt Konrad in der Werkstatt ruhig
arbeitend. Der alte Vater liest den „Deutschen
ordinari Friedens- und Kriegskurier“. Nun gibt er ihn
seinem Sohne und deutet auf eine Stelle des Blattes.
Der Freiherr Ernst von Eglofstein zeigte den Tod
seiner „innigstgeliebten Gattin Frau Wilhelmine von
Eglofstein, geborne von Waldstromer“ den „lieben
Verwandten, Freunden und Bekannten“ an.
Stillschweigend beobachtete der alte Grübel seinen
Sohn. Der aber las, las wieder und las zum dritten—
male; darauf legte er den Hammer und Löthkolben
beiseite, ging hinauf in seine Kammer und ward erst
am späten Abende wieder gesehen, als er das Haus
verließ und hinaus, um „das Garausläuten“, vor das
Lauferthor schweigend schritt. Da wohnte der von
Eglofstein in einem Garten. Konrad hatte richtig
gerechnet. Am 20. Juni war Minna gestorben —