Objekt: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1923/24 (1923/24 (1925))

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Gesundheitswesen. 
Im Interesse der Volksbelehrung wurde die Vorführung des Aufklärungsfilms „Die 
weiße Seuche“ in der Bilderbühne, Bucher Straße 5, durch das Gesundheitsamt veranlaßt und 
den Schulen, Vereinen und Gewerkschaften zu mäßigem Preise zugänglich gemacht. 
Gemeldet wurden 349 Erkrankungsfälle an offener Tuberkulose, von denen 113 im 
Krankenhaus tödlich verliefen. Außerdem sind noch 245 Todesfälle an offener Lungen- und 
Kehlkopftuberkulose von den Leichenschauern angezeigt worden. In allen Erkrankungs- und 
Todesfällen wurde fortlaufende bezw. Schlußdesinfektion vorgenommen. 
Dem Wohnungsamt wurden im Berichtszeitraum 178 Anträge der Lungenfürsorge— 
stelle auf Zuweisung gesundheitlich einwandfreier Wohnungen unter Befürwortung zugeleitet. 
Infolge des starken Wohnungsmangels konnte den Anträgen nur in 18 Fällen durch das 
Wohnungsamt entsprochen werden. 
Geschlechtskrankenfürsorge. Auf dem Gebiete der Geschlechtskrankenfürsorge konnte 
im Berichtsjahre insofern eine einheitliche Zusammenfassung der Maßnahmen erfolgen, als 
durch die Berufung des Oberarztes der dermatologischen Abteilung des Krankenhauses 
zum Leiter der Poliklinik für Geschlechtsktanke und durch die Verlegung dieser Stelle von 
Marientormauer Nr. 1 nach dem Anwesen Paniersplatz 35/1, woselbst sich auch die Beratungs— 
stelle für Geschlechtskranke befindet, ein wirksames Zusammenarbeiten der mit der Bekämpfung 
der Geschlechtskrankheiten befaßten Stellen erzielt wurde. Obwohl durch die Verstaatlichung 
der Polizei das Gebiet der Sittenpolizei an die Polizeidirektion Nürnberg-Fürth überging, 
derblieb die gesundheitliche Untersuchung der Prostituierten in der Zuständigkeit der Stadt— 
derwaltung und wurde von Fachärzten der dermatologischen Abteilung des Krankenhauses 
vorgenommen, die diese Tätigkeit als bezirksärztliche Hilfskräfte ausüben. 
Im Berichtsjahr sind dem Städt. Gesundheitsamt 600 Personen als geschlechtskrank 
bezw. geschlechtskrankverdächtig gemeldet worden. Von diesen waren 150 an Goporrboe, 
154 an Lues, 24 an beiden genannten Krankheiten erkrankt. 56 Erkrankte mußten in das 
Städtische Krankenhaus eingewiesen werden, 141 Personen wurden der Beratunggsstelle für 
Beschlechtskranke zur weiteren Beobachtung überwiesen, die übrigen Fälle der endgültigen 
Heilung durch privatärztliche Behandlung zugeführt. Die Sprechstunde der Poliklinik für 
unbemittelte Geschlechtskranke beiderlei Geschlechts, die keiner Krankenkasse angehören, wurde 
von 576 Personen in Anspruch genommen. Wegen Geschlechtskrankheit sind 211 Männer, 
138 Frauen und 12 Kinder, wegen Hauterkrankungen 112 Männer, 54 Frauen und 49 Kinder 
poliklinisch behandelt worden. 
Auf Veranlassung der Ortsgruppe Nürnberg der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung 
der Geschlechtskrankheiten und unter Mitwirkung des Gesundheitsamtes konnte der Aufklärungs— 
film „Die Geschlechtskrankheiten und ihre Folgen“ mit ärztlichem Begleitvortrag im Luitpold— 
Lichtspieltheater vorgeführt werden. Das Interesse an diesem Film war ein derartiges, daß 
auch mehrere Vorstadt-Kinos Aufklärungsfilme über Geschlechtskrankheiten in ihren Spielplan 
aufnahmen. 
Sonstige Krankheiten und gesundheitliche Schädigungen. Im November 1923 
starben kurz nacheinander 4 Personen an Tetanus (Wundstarrkrampf). Da die Verstorbenen 
alle mit Cumol-Catgut einer auswärtigen Firma operiert worden waren, bestand der Verdacht, 
daß durch die Verwendung dieses Catguts Wundstarrkrampf hervorgerufen wurde. Zur Klar— 
stellung wurden Proben des beschlagnahmten Catguts in der Zweigstelle der Bakteriologischen 
Untersuchungsanstalt Erlangen, Scheurlstraße 9 dahier, und in einer außerbayerischen Unter— 
suchungsanstalt bakteriologisch untersucht. Tetanuskeime konnten in beiden Untersuchungs— 
anstalten nicht nachgewiesen werden; dagegen wurde das Catgut als nicht keimfrei befunden. 
Die Angelegenheit wurde der Staatsanwaltschaft Nürnberg übermittelt.
	        
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