Objekt: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Wetzlar, von Zeiss in Jena neben verschiedenen Instituten des Auslandes 
haben den Hauptbedarf Bayerns an solchen Instrumenten zu decken. In 
der Fabrikation von Opernguckern, welche bei fabrikmässigem Betriebe 
einen ausgebreiteten Handelsartikel repräsentieren, besitzt Frankreich, spe- 
ziell Paris, fast ein Monopol. Die Anfertigung von Brillen, Lorgnetten etc. 
wird zwar in Nürnberg und Fürth in sehr schwunghafter Weise betrieben, 
loch machen die Fabriken in Rathenow sowie die Fabriken in Paris und 
Umgebung sehr wirksame Konkurrenz durch Verwertung der bei den feineren 
optischen Instrumenten angewendeten Herstellungs- und Prüfungsmethoden 
auch bei diesen einfacheren Fabrikaten wäre vielleicht am sichersten der 
Vorrang für Bayern zu bewahren. 
Bei dieser Gelegenheit mag Erwähnung finden, dass in allerneuester 
Zeit in München eine für die praktische Optik höchst bedeutungsvolle Kr- 
indung gemacht ist, nämlich die einer Schleif- und Poliermaschine für Op- 
tische Gläser aller Art und jeder Grösse. Die bisher zum Schleifen und 
Polieren optischer Gläser verwendeten Maschinen waren ziemlich primitiver 
Natur und ermöglichten die nunmehr geforderte fast unglaubliche Genauig- 
keit nur durch ausserordentliche Aufmerksamkeit und grosses persönliches 
Geschick der Schleifer. Dadurch wurde die Herstellung von Linsen ete. 
höchst zeitraubend, kostspielig und unzuverlässig. Von dem Gedanken aus- 
zehend, dass sich das Schleifen und Polieren von Mechanismen müsse be- 
wirken lassen, die, nach mathematisch-mechanischen Grundsätzen konstruiert, 
durchaus zwangläufigen Bewegungen folgen, konstruierte Professor Hoyer 
in München auf Veranlassung des schon öfter erwähnten jetzigen Inhabers 
les Steinheil’schen Instituts, eine Schleif- und Poliermaschine für optische 
Gläser aller Art (Linsen, Brillengläser etec.), welche seit länger als zwei 
Jahren in der Steinheil’schen Werkstatt in Thätigkeit in überraschend ein- 
(acher Weise die hier vorliegende höchst schwierige Aufgabe mit solchem 
Vorteil löst, dass bereits eine grössere Anzahl derselben in drei Grössen 
im Betrieb ist. Die nebenstehenden Fig. 28 u. 29 führen diese paten- 
zerte Maschine (D, R. P. 20896) vor Augen. Die zu schleifende Linse etc. 
wird auf einen Kopf a aufgekittet, welcher von einer von der Riemscheibe b 
in Umdrehung versetzten Achse c getragen wird. Durch eine in dem topf- 
artigen Gestell sitzende Zwischenwand d tritt ein langer hohler Zapfen als 
Träger einer Platte ee, welche sich durch die Riemscheibe f angetrieben 
ebenfalls um die Achse ec dreht. Auf dieser Platte ee erhebt sich, um den 
Zapfen g drehbar, eine Säule A, welche zur Aufnahme eines Hebelarmes % 
lient, der um die Säule gedreht, in jeder beliebigen Höhe festgeklemmt 
werden kann und ein verschiebbares Federhaus & trägt, aus dem ein Stift 7 
mit Kugelzapfen hervorragt, welcher vermittelst regulierbaren Federdruckes 
lie Schleifschale gegen die Linse presst. Während nun der Kopf a und 
lie Scheibe e und damit die Schleifschale Z um die gemeinschaftliche Achse e 
sich mit verschiedener Geschwindigkeit drehen, wird dem Arm % eine 
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