— 147 —
Wetzlar, von Zeiss in Jena neben verschiedenen Instituten des Auslandes
haben den Hauptbedarf Bayerns an solchen Instrumenten zu decken. In
der Fabrikation von Opernguckern, welche bei fabrikmässigem Betriebe
einen ausgebreiteten Handelsartikel repräsentieren, besitzt Frankreich, spe-
ziell Paris, fast ein Monopol. Die Anfertigung von Brillen, Lorgnetten etc.
wird zwar in Nürnberg und Fürth in sehr schwunghafter Weise betrieben,
loch machen die Fabriken in Rathenow sowie die Fabriken in Paris und
Umgebung sehr wirksame Konkurrenz durch Verwertung der bei den feineren
optischen Instrumenten angewendeten Herstellungs- und Prüfungsmethoden
auch bei diesen einfacheren Fabrikaten wäre vielleicht am sichersten der
Vorrang für Bayern zu bewahren.
Bei dieser Gelegenheit mag Erwähnung finden, dass in allerneuester
Zeit in München eine für die praktische Optik höchst bedeutungsvolle Kr-
indung gemacht ist, nämlich die einer Schleif- und Poliermaschine für Op-
tische Gläser aller Art und jeder Grösse. Die bisher zum Schleifen und
Polieren optischer Gläser verwendeten Maschinen waren ziemlich primitiver
Natur und ermöglichten die nunmehr geforderte fast unglaubliche Genauig-
keit nur durch ausserordentliche Aufmerksamkeit und grosses persönliches
Geschick der Schleifer. Dadurch wurde die Herstellung von Linsen ete.
höchst zeitraubend, kostspielig und unzuverlässig. Von dem Gedanken aus-
zehend, dass sich das Schleifen und Polieren von Mechanismen müsse be-
wirken lassen, die, nach mathematisch-mechanischen Grundsätzen konstruiert,
durchaus zwangläufigen Bewegungen folgen, konstruierte Professor Hoyer
in München auf Veranlassung des schon öfter erwähnten jetzigen Inhabers
les Steinheil’schen Instituts, eine Schleif- und Poliermaschine für optische
Gläser aller Art (Linsen, Brillengläser etec.), welche seit länger als zwei
Jahren in der Steinheil’schen Werkstatt in Thätigkeit in überraschend ein-
(acher Weise die hier vorliegende höchst schwierige Aufgabe mit solchem
Vorteil löst, dass bereits eine grössere Anzahl derselben in drei Grössen
im Betrieb ist. Die nebenstehenden Fig. 28 u. 29 führen diese paten-
zerte Maschine (D, R. P. 20896) vor Augen. Die zu schleifende Linse etc.
wird auf einen Kopf a aufgekittet, welcher von einer von der Riemscheibe b
in Umdrehung versetzten Achse c getragen wird. Durch eine in dem topf-
artigen Gestell sitzende Zwischenwand d tritt ein langer hohler Zapfen als
Träger einer Platte ee, welche sich durch die Riemscheibe f angetrieben
ebenfalls um die Achse ec dreht. Auf dieser Platte ee erhebt sich, um den
Zapfen g drehbar, eine Säule A, welche zur Aufnahme eines Hebelarmes %
lient, der um die Säule gedreht, in jeder beliebigen Höhe festgeklemmt
werden kann und ein verschiebbares Federhaus & trägt, aus dem ein Stift 7
mit Kugelzapfen hervorragt, welcher vermittelst regulierbaren Federdruckes
lie Schleifschale gegen die Linse presst. Während nun der Kopf a und
lie Scheibe e und damit die Schleifschale Z um die gemeinschaftliche Achse e
sich mit verschiedener Geschwindigkeit drehen, wird dem Arm % eine
10%