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—1. Die Festtage
„vielen Orten behufs Aufführung erbat, auch durch äußere
Zeichen Hochachtung zu erweisen.
Wer Menschen gründlich konnt' erfreuen,
Der darf sich vor der Zeit nicht scheuen
Hanus Sachs, das Urbild echten lutherischen Bürgertums,
als Mensch wie als Dichter einer der „derbständigsten“ *)
unter den derbständigen Menschen seiner Zeit, ein Veitreter
des deutschen Volkstums in einem großen entscheidungsvollen
Augenblicke unserer Entwickelung, wurde auch nach seinem Tode
in Wort und Bild hochgeehrt. Als man ihn gering achtete
und verhöhnte, geschah es unter dem Drucke der Auslands—
sucht. Sobald aber Deutschland sich auf sein Volkstum wieder
besann, als Goethe die deutsche Literatur von der Ausländerei
befreite, da sang er zur Ehrenrettung des Hans Sachs und
fand begeistetten Anklang. Und so ist Hans Sachs auch nach
den Siegen der siebziger Jahre seinen Landsleuten wieder in
verdiente Erinnerung gekommen. Daß jetzt sein vierhundert—
jähriger Geburtstag wie hier in diesem altehrwürdigen Saale,
wie in der ganzen Stadt, so überall in deutschen Landen in
dankbarer Freude gefeiert wird, ist ein glänzendes Zeugnis für
die unverwüstliche Lebenskraft dessen, was er geschaffen hat.
Möge diese glänzende Feier ein neuer Antrieb sein, den be—
deutendsten Dichter des Reformationszeitalters immer genauer
kennen, immer mehr schätzen zu lernen; er nahm die großen
Gedanken seiner Zeit in sich auf und stellte sie seinem Volke
in poetischer Verklärung vor Augen. Wegen dieser seiner
Wirksamkeit hätte ihm eine Stelle am Wormser Lutherdenk—
male gebührt, wie Kaulbach ihm in seinem Reformationszeit—
alter einen Platz angewiesen hat. So lange die Wirkungen
der Reformation fühlbar bleiben, wird man auch von den“
) Das Wort derbständig hat Goethe geschaffen, als er auf dem
Wege von Schaffhausen nach Stäfa gemalte Fenster aus dem 16. Jahr—
hundert fand, die kräftige Männer zeigten. Goethes Werke (Hempel) 26, 1183.