Objekt: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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damals zunächst nur noch selten nach Nürnberg. Dagegen zählte neben 
dem Augustinerprior Wolfgang Volprecht auch der neue Abt des 
Schottenklosters, Friedrich Pistorius, ein gern in stiller Zurückgezogen⸗ 
heit lebender Mann, der dem bei den Anhängern Luthers in üblem 
Rufe stehenden Wolfgang Stromer gefolgt war, zu den Freunden der 
neuen Richtung. 
Der Rat mußte vor allem darauf bedacht sein, den Schein zu 
wahren, weil damals im Oktober 1521 in Nürnberg das Reichsregiment?) 
zusammentrat, zu dessen Einführung sich der junge Kaiser in seiner 
Wahlkapitulation verpflichtet hatte. Nürnberg hatte sich sehr darum 
bemüht, es in seine Mauern zu bekommen, und die Bedenken, die an— 
fangs wegen der in der Stadt herrschenden Seuche dagegen erhoben 
wurden, glücklich zu beseitigen gewußt. Das Reichsregiment sollte 
wie das frühere (von 1502) eine ständische Vertretung, eine Art 
Reichsparlament sein, bestehend aus 24 Mitgliedern und einem Statt— 
halter, den der Kaiser ernannte. Auch Nürnberg durfte einen Ver— 
treter dazu delegieren, eine zeitlang war dies Kaspar Nützel. Das 
Regiment, das in der Behausung des Heinrich Meichsner an der Fleisch— 
brücke (2) seinen Sitz hatte, schrieb auf Anregung des Kaisers der Türken— 
not wegen, unter der namentlich Ungarn zu leiden hatte, für den 
24. März des nächsten Jahres (1522) einen Reichstag nach Nürnberg 
aus, der jedoch, da er ganz ausnahmsweise schwach besucht war, auf 
den Herbst verlegt wurde. Auch dieser kam erst nach vieler Mühe am 
17. November zur Eröffnung. Der kaiserliche Statthalter, Erzherzog 
Ferdinand, Kaiser Karls jüngerer Bruder, war schon zwei Monate 
früher in die Stadt eingeritten. Sein Empfang war diesmal nicht 
so glänzend, wie ein Jahr vorher, da er im August (1521) vorüber— 
gehend in Nürnberg anwesend gewesen war. Damals hatte der Rat 
die ganze bewaffnete Mannschaft mit Geschütz und Pferden, das Fuß— 
volk allein, meist Handwerker, in der Stärke von 5000 Mann ihm 
zu Ehren entgegengesandt, zum Teil wohl auch, um den Fremden die 
allzeit bereit Wehrkraft der Stadt zu zeigen. Der Erzherzog hatte 
sich auch sehr leutselig und höflich gezeigt, namentlich gegen die ehr—⸗ 
baren Frauen, für die er bei dem Rat Fürbitte that, er möchte ihnen 
die „unholdseligen Stürz“ (s. oben S. 675) abzulegen gestatten. Da— 
mals war der Rat fest auf seiner Weigerung bestanden, jetzt konnte 
er die erneuerte Bitte des kaiserlichen Prinzen, mit dem sich auch 
andere Fürsten verbanden, nicht abschlagen und die Frauen wurden 
von dem so lästig empfundenen Kopfputz endgültig befreit. 
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*) Zugleich mit dem Reichskammergericht.
	        
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