868 Sechster Teil. Ergebnisse und Entwicklung von 1377 bis 1794.
butionen vorübergehend ein eigenes „Reichsanlageamt“ einrichten mufste,
und aus dem Register 1646 entnehmen wir, dafs in diesem Jahre die
Durchmärsche der kaiserlichen und bayerischen Truppen der Stadt auf
nicht weniger als 622000 fl zu stehen kamen. Das Register 1648 schliefst
das traurige Kapitel vom Dreifsigjährigen Kriege mit einer letzten durch
ungebetene Gäste verursachten Ausgabe von 190000 fl ab.
Über die Entwicklung der Ausgaben in den nächsten vier Jahr-
zehnten sind wir nur mangelhaft unterrichtet. Wir sehen in den sechziger
Jahren die Schuldzinsen für längere Zeit auf etwa 200000 fi oder auf
zwei Drittel ihres Silberwertes vor Ausbruch des Krieges zurückgehen.
Dies ist das Ergebnis von Separatverhandlungen, welche seit 1635 mit
den einheimischen Gläubigern geführt wurden, um sie zu einem teilweisen
Verzicht auf ihre Kapitalforderungen zu veranlassen. Die hiermit aufs
engste zusammenhängenden Schuldentilgungen dauern fort, und die eigent-
lichen Verwaltungsausgaben bewegen sich im grofsen und ganzen wieder
auf dem Stande, auf dem wir sie zu Beginn des Jahrhunderts angetroffen
hatten. Der Etat 1679 trägt noch im wesentlichen dasselbe Gepräge, nur
hat er daneben wieder einmal eine Ausgabe von 142000 fi für Truppen-
durchmärsche zu verzeichnen, in denen wir wohl die Nachwehen des im
Jahre zuvor durch den Nymweger Frieden beendigten Reichskrieges gegen
Ludwig XIV. erblicken dürfen.
Erst mit dem Jahre 1689 wird unsere Überlieferung wieder voll
ständig. Wir treten damit in das Jahrzehnt des dritten Raubkrieges ein,
unter dessen Kinflufs die Verzinsung der öffentlichen Schuld auf durch-
schnittlich 240000 fi und die eigentliche Verwaltungsausgabe bis auf
400000 und 600000 fl anwächst, wovon mehr als vier Fünftel als direkte
Kriegskosten unter den Titeln „Kriegsstube“ und „Reichs- und Kreisanlage“
verrechnet sind. Die Erleichterung, welche der Friede von Ryswijk bringt,
beträgt allein für. diese beiden Ausgabekategorien 1798 280000 und 1700
400000 fl, aber noch ist der Stand aus der Zeit vor den französischen
Kriegen längst nicht erreicht, als mit dem Beginn des neuen Jahrhunderts
der Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges die dem bayrischen Kriegs-
schauplatze unmittelbar benachbarte Stadt zu neuen aufserordentlichen
Rüstungen zwingt. Wieder mufs sie sich auf eine Belagerung grofsen
Stils vorbereiten und durch eine eilig hergerichtete „Fortifikationslinie“
die ihr im Frieden versagten Aufsenwerke improvisieren. Trotzdem hierzu
ebenso wie zu dem verstärkten Garnisondienst die Bürgerschaft persönlich
herangezogen wird!), steigt die Kriegsstubenausgabe damit auf durch-
1) 1702 stellte die Stadt nach Aussage der Imhoffschen Chronik 12 Bürger-