Werke und fernere Schicksale.
Fr
Um diese Zeit beginnt Feuerbachs produktive Tätigkeit
als Philosoph. Wohl die erste Arbeit dürfte da die in Meissners
Zeitschrift „Apollo‘“ erschienene Abhandlung „Ueber den Stand
der Natur“ (ein Fragment) sein.!)
„Die Idylle‘, beginnt er, „hat uns den Naturzustand dar-
‚ustellen. Was berechtigt aber die Vernunft zu der Vorstellung
eines Standes der Natur? Warum stellt sie. einen Naturstand
in die Vergangenheit, warum schafft der menschliche Geist
sich einen solchen, wie er Gegenstand der bukolischen Dich-
tung ist?“ Die ganze Abhandlung trägt vorwiegend ethischen
Charakter und zeigt bereits die Grundlinien seiner Ethık an.
Freilich können wir nicht umhin, zu bemerken, dass die Art
der Einkleidung dieser Ideen eine etwas seltsame ist. 1
Im nämlichen Jahr vermeldet er seinem Vater, dass ıhm
eine Ehre widerfahren: sei, die er als „neunzehnjähriger un-
bärtiger Jüngling‘“ nicht geträumt habe:
„Professor Niethammer?) gibt ein Journal heraus
unter dem Titel „Philosophisches Journal von einer Gesell-
schaft deutscher Gelehrten‘, an dem Fichte, Reinhold
ınd andere grosse Männer arbeiten. Niethammer hat auch
mich aufgenommen und in etwa drei Wochen kann ich Ihnen
ain Stück von diesem Journal übersenden, in! welchem Sie meinen
Namen als Mitarbeiter nebst einer Abhandlung von mir „Ver-
such über den Begriff des Rechts“ lesen werden. Erhielte ich
auch nicht für den Bogen zehn Reichstaler, wie ich sie wirk-
lich erhalte, so wäre mir doch die Ehre, unter solchen Männern
zum Publikum sprechen zu dürfen, schon genug, um mich für
sehr glücklich zu halten.“
Noch in demselben Jahr erscheint eine Abhandlung in
der gleichen Zeitschrift, die seine Stellung zur Philosophie seiner
Tage wie auch seine eigene deutlich erkennen lässt: „Ueber
die Unmöglichkeit eines ersten absoluten Grundsatzes der Philo-
sophie.““ ;
Doch das Jahr 1795 gab uns noch ein Werk philosophischen
1) Meissners Monatsschrift „Apollo“; „Ueber den Stand der Natur“.
Prag 1794.
3 Leben und Wirken, I. Bd., S. 17.