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Hans Sachs.
Ein Schuster jeder Zoll.
Runigunde (fast dem Weinen nahe). Es ist nicht wahr!
Steffen. Es wär entsetzlich, wenn es wär! Ein Schuster
Verliebt in meine Tochter — so vermessen
Sind Menschen doch nicht!
Kunigunde. Glaubt ihm nicht, ich bitt' Euch,
Es ist Verleumdung, weiter nichts, und Neid. (Zu Runge.)
Sieht Er, nicht ausstehn kann ich Ihn, Ihm gleich
Ist niemand mir verhaßt; wenn ich Ihn seh,
Ist mir's, als säh ich Spinnen oder Mäuse.
Das weiß Er nun, das hat Er selbst gehört.
Drum will er mir den Possen spielen, doch
Es nützt Ihm nichts — sei Er versichert — nicht
Nicht so viel. (Sie macht ein Zeichen mit der Hand.)
Runge. Gut! Ich mach Ihr einen Vorschlag,
Den Sie, da Sie gewiß der Sache ist,
Leicht eingehn kann. Wenn er ein Schuster ist,
Reicht Sie noch heut die Hand mirz ist er's nicht,
So trete ich zurück. — Nun, will Sie —?
Kunigunde (verwirrt). Ja!
Doch geh Er jetzt einmal, sonst kratz ich Ihm
Für seine Lügen noch die Augen aus.
Runge. Sie stehen zu Befehl; sie werden aber,
So wie ich hoffen darf, mir lang noch dienen,
Um Ihre Reize zu bewundern. ee nach dem Fenster gerichtet.)
eht,
Da kommt der Mann die Straße grad herauf
Und geht, wie's scheint, aufs Haus zu.
Kunigunde (zum Fenster eilend). Ja, er ist's,
Er macht das Zeichen mir, daß er herauf kommt.
Steffen. Das Ding wird immer ärger, sie bedienen
Sich eigner Zeichen gar.
Runge (zu Steffen). Er hat's gehört, (auf Kunigunde zeigend)
Ich hab ihr Wort.
Kunigunde (ungeduldig). Ja, ja, doch geh Er nur!
Steffen. Mir dreht der Kopf sich wie im Kreis herum.
Das erste Mal im Leben bin ich — dumm.
Ich weiß nicht, was ich denken soll, was sagen;
Nicht glaublich ist's, daß er's hätt' sollen wagen.