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des Regenten an der Enthüllung des Nationaldenkmals in
Berlin am 22. März 1897, die Kaiserparade bei Würzburg
und Nürnberg über den gröfsten Teil der bayrischen Armee,
die Beteiligung auch Luitpolds an den grofsartigen Manövern
der bayrischen Iruppen gegen andere deutsche Armeekorps
in Hessen, bei denen die bayerische Königsstandarte neben der
Standarte des Kaisers wehte, wo der Kaiser selbst bayerische
Iruppen zum Angriff führte, die Aufstellung der Büste Wil-
helms I. in der Walhalla 1898 — eine Fülle von Beweisen für
die Stärke, mit der unter Luitpolds Regentschaft der Reichs-
gedanke lebendig ist.
Das in diesen Zügen sich kundgebende Streben nach
Harmonie, welches sich hier auf die Erhaltung eines gesunden
und herzlichen Vertrauensverhältnisses zwischen Fürst und
Volk, zwischen Bayern und Kaiser und Reich bezieht, tritt
nun aber auch in entsprechender Weise auf dem ganzen Ge-
biet der innern Regierung zutage. Erste Voraussetzung dafür,
dafs dies Ziel erreichbar sei, ist das. Festhalten an der Ver-
fassung. In der feierlichsten Form in einem bei Gelegenheit
seines 70. Geburtstags an den Ministerpräsidenten gerichteten
Erlafs hat sich Luitpold zu. dieser. Auffassung bekannt: >»...
Solange nach Gottes Ratschlufs Mein Leben währt, ist Bayerns
Wohl Ziel alles Meines Handelns. Hiebei die Verfassung, das
Palladium des inneren Friedens, unverbrüchlich zu wahren, ist
Mir heiligste Pflicht»*). Das hohe Gut des konfessionellen
Friedens wurzelt in dem gleichen Boden. Der Regent hat
keinen Zweifel darüber gelassen, wie grofses Gewicht er bei
tiefster Wertschätzung der Religion auch auf dessen Erhaltung
lege**). Und von diesen Punkten aus durchwaltet die ganze
Regierungsthätigkeit der Grundsatz des Rechtes einerseits,
das Streben nach Ausgleich und Versöhnung auf dem Gebiet
der Ansprüche der verschiedenen Volkskreise und Berufs-
stände andrerseits. Dieser Sinn für Mafs und Harmonie, der
so in dem staatlichen Leben wirkt, sichert auch allen wichtigen
Zweigen des Bildungslebens — der Wissenschaft, der Schule,
der Litteratur — das Interesse des Regenten; er äufsert sich
*) Reidelbach, a. a. O. S. 254.
**) Belege bei Reidelbach, a. a. O. S. 258.