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Landwirtschaft von der ihnen durch die Erlaubnis zur Einführung
von Nutz- und Zuchtvieh gewährten Erleichterung absolut keinen
Nutzen, wohl aber erhebliche Nachteile hat. (Bravo.)
Vorsitzender: Seine Excellenz der Herr Staatsminister
des Innern Freiherr von Feilitzsch.
Königlicher Staatsminister Freiherr von Feilitzsch: König—
liche Hoheit! Meine Herren! Gestatten Sie mir nur noch ein
paar kurze Worte. Ich gehe nicht auf Vergleiche mit fremden
Staaten und auf das Verhältnis derselben zur Einfuhr ein, weil
ich glaube, daß Herr Abgeordneter Lutz sich da einigermaßen in
Irrtum befindet. Richtig ist, daß im Herzogtum Salzburg die
Maul- und Klauenseuche auftrat und von dort bei uns einge—
schleppt wurde. Es wurde sofort die Erlaubnis zur Viehein—
führung aufgehoben und sind die dortigen Eintrittsstationen gesperrt.
Richtig ist auch, daß jüngst die Schweinepest aus Oberösterreich in
einen niederbayerischen Grenzbezirk eingeschleppt wurde. Es wurde
auch hier sofort die Grenze für die Einfuhr gesperrt. Sie sehen
ilso, daß nichts versäumt wird. Wir haben ferner aber auch
gegen Italien gesperrt. Von dort darf überhaupt kein Vieh zu
uns. Hier ist absolut gesperrt.
Nun komme ich noch mit einem Wort auf die Einfuhr von
Rutz- und Zuchtvieh in die Grenzbezirke. Wenn der Wunsch des
Herrn Abgeordneten Lutz in Erfüllung ginge, den ich auch habe,
daß nämlich in den Grenzbezirken sich allmählich eine selbständige
Viehzucht herausbildet, so wären wir alle beide befriedigt. Wir
haben auch seitens der Staatsregierung in Ober- und Niederbayern
und in der Oberpfalz alles gethan, um die Leute zu unterstützen
und allmählich die dortigen Landwirte zum Betrieb der Zucht zu
beranlassen. Aber bisher sind unsere Versuche noch von sehr
wenig Erfolg begleitet gewesen. Und andrerseits ist es doch auch
unmöglich, die Leute durch die Grenzsperre zur Viehzucht zu
hringen, weil mir die Leute entgegenhalten: bei unseren Boden—
»erhältnissen können wir das nicht machen, können wir nicht
genügend Viehzucht treiben. Ob das freilich in jeder Beziehung
begründet ist, weiß ich nicht. Aber von recht hervorragenden
Landwirten in Niederbayern und in Oberbayern wird diese Be—
hauptung für richtig gehalten. Und wenn einmal auch diese
Anschauung vertreten wird. würde es doch für die Staatsregierung