Ein Kaspar-Hauser-Komplott.
Tage lang bei sich trägt, und es jeden Morgen beim Aufstehen in
die beiden Hände nimmt, indem man dabei andächtig drei Vater—
Unser betet. Oktober 1866. Zu den Akten zu legen! Unter
folgendem 28. Oktober und 28. November fordert (er) seine kostbare
Reliquie zurück. (Identitätsbeweis Anmerkung S. 151.) Im Juli
1867 huldigte derselbe dem französischen Kronprinzen mit einem
Handbuche für den Pferdemarkt, das als ein in Zwiege—
sprächen arrangiertes dramolet bezeichnet wird. Eine Kabinettsnote
sagt über dieses Buch: Der Verfasser ist auf den Gedanken gekommen,
eine Schule für Pferdekäufer in dramatischer Form zu schreiben.
Sein Dramchen, welches keinen litterarischen Wert hat, enthält in
technischer Beziehung nur abgedroschene Redensarten. Dasselbe ist
ohne Zweifel die Frucht der Muse eines alten Kavallerie-Lieutenants,
der in seiner Zurückgezogenheit nichts zu thun hat und nicht weiß,
wie er sich nützlich beschäftigen soll. Er scheint uneigennützig zu sein;
wenigstens fordert er nichts ausdrücklich.) Er scheint indeß von
seinem Handbuche eine viel bessere Meinung gehabt zu haben, als
der Verfasser der Kabinettsnote. Im folgenden Dezember äußerte
er den Wunsch, sein Handbuch zu Gunsten der in den letzten italie—
nischen Kämpfen verwundeten französischen und päpstlichen Soldaten
drucken und verkaufen zu lassen, und bat um die Ermächtigung, eine
Widmung an Seine Hoheit (Lulu) an die Spitze des Buches setzen
Solche nützliche Leute sind immer uneigennützig, man lese nur diefsen
Brief. „Durchlauchtigster Großherzog, Allergnädigster Fürst und Herr! Als ehe—
maliger Offizier des Großherzoglich badischen Leibdragonerregiments (seit längerer
Zeit hierher ins Privatleben zurückgezogen) habe ich soeben ein Schriftchen Manual
für den Pferdemarkt beendigt, in welchem meine jahrelang gesammelte (so)
Notizen und teilweise selbst gemachten Erfahrungen während meiner militärischen
Aktivität in besagtem Betreff zusammen gestellt sind. Dasselbe ist in dramatischer
Form gegeben, um alle geschilderte(cn) Vorkommnisse recht aus dem Leben ge—
zriffen vorüber zu führen. Ich glaube Eurer königlichen Hoheit eine kleine Freude
zu bereiten, dadurch daß ich diese Arbeit anbei in Manuskript für: Seine könig—
liche Hoheit den durchlauchtigsten Erbgroßherzog Friedrich in tiefster Ehrfurcht
übersende . . . . In tiefster Ehrfurcht verharrt (u. s. w.) Lichtenthal bei Baden
25. Mai 1867.“ Man denkt unwillkürlich mit Kaspar: „Roß! Roß! ässöchene
Reita möcht ih wähn!“