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1. Juli bei Dermbach, im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, in
den Kampf eintrat. Prinz Luitpold, der mit seinen Söhnen Ludwig und
Leopold ins Feld gezogen war, hatte die Genugthuung, daß seine bayerischen
Truppen in dem Gefechte, das sich in der Umgegend dieses Ortes mit
den Preußen entspann, tapfer Stand hielten und ihre Gegner sogar zu
einem zeitweiligen Rückzug veranlaßten. Allein vor der preußischen
Übermacht mußte das bayerische Heer, das überdies von den verbündeten
süddeutschen Truppen nicht genügend unterstützt wurde, über die Fränkische
Saale und über den Main zurückweichen. Bei Helmstadt, in der Mitte
zwischen Würzburg und dem badischen Orte Wertheim, hatte die 8. bayerische
Infanteriedivision, an deren Spitze Prinz Luitpold einige Tage zuvor
gestellt worden war, am 25. Juli noch ein letztes, hitziges Gefecht mit
den Preußen zu bestehen. Mit aller Umsicht leitete der Prinz den
ungleichen Kampf, unbeirrt dadurch, daß sein ältester Sohn Ludwig, der
den Dienst eines Ordonnanzoffiziers bei ihm versah, schwer verwundet
aus der Gefechtslinie getragen wurde. Seine heldenmütige Unerschrockenheit
sicherte der schwerbedrängten Division nach tapferem Ausharren auf dem
Kampfplatz einen ehrenvollen Rückzug. Bald darauf wurde er in An—
erkennung seines tapferen Verhaltens mit dem Großkreuz des Militär—
verdienstordens geschmückt, während seinem Sohne Ludwig das Ritter—
kreuz des gleichen Ordens verliehen wurde. Noch ehe er aber nach
München zurückkehrte, hatte Bayern mit Preußen (am 2. August) einen
Waffenstillstand geschlossen, in welchem es dank der weisen Mäßigung
Bismarcks günstige und ehrenvolle Bedingungen erhielt. Das glückliche
Ergebnis des Krieges war, daß von nun an Österreich aus dem Verbande
der deutschen Staaten ausschied, und daß nunmehr ganz Deutschland im
engen Anschluß an das thatkräftige Preußen sich zu einem Bunde ver—
einigte, der stark genug war, künftigen Gefahren erfolgreich Trotz zu bieten.
Eine Folge des Anschlusses an Preußen war es, daß die preußischen
Heereseinrichtungen, die sich in dem letzten Kriege so glänzend bewährt
hatten, vor allem der Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht, sowie eine
bessere Bewaffnung des Heeres, auch in Bayern zur Einführung gelangten.
An den Beratungen über die Neuordnung des bahyerischen Heeres hatte
auch Prinz Luitpold, der im Jahre 1869 zum Generalinspekteur der
bayerischen Armee ernannt wurde, einen hervorragenden Anteil.
Während er den Pflichten seiner hohen militärischen Stellung mit
gewohnter Hingebung oblag, erlebte er in seiner Familie in buntem
Wechsel Freud und Leid. Wiederum hatte er einem Mitglied des könig—
lichen Hauses das letzte Geleite nach der Fürstengruft in der Theatiner—
kirche zu geben. Es war sein Bruder Otto, der am 26. Juli 1867 in
Bamberg an den Masern gestorben war. Wenige Wochen darnach, am