Objekt: "Als Nürnberg freie Reichsstadt war"

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Die Bürger haß' ich, Rat und Volk, die Aerzte und die 
Rechtsgelehrten, die Mönche und was sonst geschornen 
Scheitel trägt. Die Juden auch. Rache aber ist mein 
einziges Leben, so einer mich nicht anerkennen will. Da 
seht Ihr nun wohl, was füuͤr ein Gesell' ich bin. Nun 
bitt' ich, wollt mich lossprechen!“ 
Drauf sagte der Pfarrer voll Unmut: „Ich soll 
discch Verworfenen lossprechen?! Mir graut vor dir! 
Weich' von mir hinweg, du willst der Beichte Tröstung 
nicht, vielmehr, glaub' ich, verspotten mein heilig' Amt! 
Heb' dich hinweg, ich kann dich nicht von so viel Schuld 
lösen. Erweich'“ du erst dein Gemüt zur Reue und hör' 
an, was mein Mund vredigt am Sonntag von den 
Räubern!“ 
Entgegnete der andere: „O, das kann ich mir wohl 
denken! Hab' ich doch vernommen, was Ihr'am letzten 
habt geprediget.“ 
„Wer bist du denn?“ fragte der Pfarrer, „mir wird 
unheimlich zu Mut in deiner Nähe.“ 
„Das will ich Euch im Geheimnis der Beicht wohl 
bekennen,“ sagte jener. „Ich bin Eppelein von Gailingen.“ 
„Ihr seid der Eppelein,“ stotterte der Pfarrer und 
wollte aufstehen. 
„Ja der bin ich,“ versetzte der andere; „aber bleibt 
nur sitzen, bis ich Euch sag', Ihr sollt aufstehen! Ich seh' 
gar wohl, Ihr seid vor Schreck' ganz starr und möchtet 
mich doch gefangen nehmen lassen. Das laßt Ihr mir 
wohl bleiben, und werdet nicht wagen, mich zu verraten! 
Denn ich hab' Euch meinen Naͤmen und Person im Beicht— 
geheimnis anvertraut, das werdet Ihr wohl nicht brechen 
wollen. Hab' ich Euch's nun widerlegt, was Ihr neulich 
in der Predigt sagtet: es müss' all' Geheimes zu Tag 
kommen? Da habt Ihr ein Geheimms, das micht offenbar 
wird!“ 
Dabei stand er auf. Der Pfarrer von Sankt Sebald 
erhob sich desgleichen und sprach mit ernster Stimme: 
„J ich muß schweigen! Aber ich verkünd' Euch für 
Eueren Hohn und Spott an heiligsten Dingen des ewigen 
Rächers Fluch! Nicht braucht's fürwahr, daß ich mein 
Schweigen breche, denn ich bin nur Goöttes schwaches
	        
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