Gemeindevertretung und Verwaltung
Die durch die Eisenbahn zugeführte Milch wurde unter Ausscheidung nach Bahn—
höfen und Herkunftsorten und unter Angabe der Entfernungen durch die Kgl. Eisenbahn—
direktion mitgeteilt.
Die auf der Landstraße eingeführte Milch wurde durch auf den Einfuhrwegen auf—
gestellte Zähler (Gefälleinnehmer u. a.) festgestellt. Hierbei wurde ebenfalls der Herkunfts—
ort und zugleich die Art der Beförderung erhoben.
Endlich wurde auch noch Anfang April bei den hiesigen Molkereien, Margarine—
und Schokoladefabriken das durchschnittlich täglich zur Verarbeitung gelangende Quantum
frischer Milch erfragt.
Das endgiltige Ergebnis wurde am 29. Mai im Amtsblatt veröffentlicht. Es ergab
sich ein Jahresverbrauch von 1388,50 L auf den Kopf der Bevölkerung (1902: 120,5 L, 1908:
138,7 L). Der gesamte jährliche Bedarf betrug 46,2 Millionen L, darunter 1,8 Millionen L
Verbrauch durch Margarinefabriken. Von dem Gesamtverbrauch wurden durch die Eisen—
bahn eingeführt 55,40/0, auf Landstraßen 35,60/0, durch Milchviehhalter des Stadtbezirkes
geliefert 8,30/0, von diesen selbst verbraucht 0,70/0. Von der „Bahnmilch“* kamen aus einer
Entfernung von 1-30 km 51580/0, von 30-75 km 33,00/0, von über 75 km 15,204.
Auf Anfordern des Statistischen Landesamtes wurden im April Feststellungen über
die Fremdenbeherbergung gemacht, die sich auf die Zahl der Gasthöfe, Pensionen und
Herbergen bezogen, auf die Zahl der verfügbaren Betten und Zimmer und die der beher—
bergten Gäste. Es waren bei der Rundfrage an die Gasthofbesitzer auch noch weitere
Fragen gestellt, z. B. über die Zahl der Angestellten. Da ihre Beantwortung jedoch viel—
fach verweigert wurde, scheiterte dieser Versuch.
Um eine Unterlage zu beschaffen für eine Besprechung im Staatsministerium des
Innern, wurde am 8. April an sämtliche städtestatistischen Amter eine Rundfrage erlassen
über die Methode der Fleischpreisstatistik, insbesondere der Statistik der Klein—
handelspreise.
Einem Ministerialerlasse vom 2. März entsprechend, wurde eine Erhebung über die
Entwicklung der Säuglingsfürsorge in den Jahren 1908 -1910 veranstaltet, wobei auch
diejenigen Vereine und Industrieunternehmungen mit einbezogen wurden, die in den letzten
3 Jahren für eigene Einrichtungen der Säuglingsfürsorge Aufwendungen gemacht hatten.
Im November wurde eine Statistik über die Säuglingssterblichkeit in der
Zeit vom 1. April bis 1. Oktober, mit Ausscheidung nach statistischen Bezirken, Straßen,
Hausnummern und Stockwerken angefertigt und dem Magistrat vorgelegt.
Im Vollzuge der Ministerial-Entschließung vom 9. März wurde eine Stiftun gsstatistik
für das Jahr 1910 aufgemacht. Gegenstand der Erhebung waren alle der Aufsicht staatlicher
Organe unterstehenden Stiftungen, einschließlich der Familienstiftungen. Die Fragebogen
verlangten genaue Angaben über Zweck der Stiftungen, Vermögensstand, Einnahmen,
Ausgaben, Schulden- und Vermögenseinzehrung.
Der zweite Jahrgang des „Statistischen Jahrbuches der Stadt Nürnberg“
(für 1910) erschien im August. Das Jahrbuch hat sich als ein praktisches Nachschlagewerk
bewährt und auch außerhalb Nürnbergs Anklang und Benutzung gefunden. Die Anlage
des Buches blieb im wesentlichen unverändert. Einige Tabellen, die zu sehr ins einzelne zu
gehen schienen, wurden fort gelassen. Dagegen kamen Übersichten über mehrere bedeutungsvolle
Gebiete des öffentlichen Lebens neu hinzu, so über die kirchlichen Verhältnisse, die direkten
Staatssteuern, die bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, die Konsumgenossenschaft u. a. m. In der
Regel wurden die Zahlen der letzten 5 Jahre einzeln gebracht, außerdem der Durchschnitt
der 5 vorangehenden Jahre.
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