Objekt: Von 1520-1534 ([2. Band])

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Aufruhr zu vermeiden. Ebenso schrieb Pirkheimer an Erasmus 1), 
dass ein grosser Aufstand und Gefahr für die Person des Legaten 
kaum vermieden sei. Es wurden im Januar 50 Rottenmeister 
aus den Handwerkern ernannt, deren jeder 10 Mann gegen Sold 
bestellte,‘ Eine Abteilung Reisige und Fussknechte wurde am 
Rathaus aufgestellt. Ebner führte die Reisigen, Wolfgang Pömer 
das Fussvolk. 
Dieses alles verfehlte seinen Eindruck auf den Ausschuss 
nicht, der Mitte Jannar zusammentrat, um über die Antwort auf 
Chieregati’s Vortrag zu beraten. Dazu hörte man von den 
Umtrieben Sickingen’s und der fränkischen Ritter; die Städte 
schickten scharfe Suppliken; die Majorität des Regimentes, zum 
Teil in naher Beziehung zu den Leitern der Stadt stehend, war 
ohnehin den päpstlichen Ansprüchen abgeneigt; so fiel die Ant- 
wort des Regimentsausschusses, die von den Ständen im wesent- 
lichen angenommen wurde, ablehnend aus 2. Wegen der ein- 
zestandenen Misbräuche sei die Ausführung des Wormser Ediktes 
unmöglich; es wurde ein Conzil gefordert, das, wenn möglich 
binnen Jahresfrist, auf deutschem Boden stattfinden sollte. Bis 
dahin sollte das reine, lautere Evangelium nach Auslegung der 
von der Kirche angenommenen Schriften gelehrt werden. Der 
Rat konnte sich also für berechtigt halten, im reformatorischen 
Sinne vorzugehen. 
Am 23, Februar verliess Ferdinand die Stadt. Sofort wurde 
die Bewegung stärker; bereits wurden die Pröpste von St. 
Lorenz und St. Sebald vielfach ersucht 3), das Abendmahl in 
zweifacher Gestalt zu gewähren. Der Rat, den man die Bitte 
vortrug, war im Grunde dazu geneigt, er hielt es für seine 
Pflicht beizutragen, dass das Wort Gottes wirksam sei; aber in 
Rücksicht auf das Regiment, und weil leicht Zwiespalt entstehe, 
bat er, die Sache vorläufig zu unterlassen; er verwies auf den 
Bischof von Bamberg, der seinerseits auf ein Conzil_verwies. 
Wagte somit der Rat in einer so entscheidenden Frage der 
kirchlichen Lehre noch keine eigenmächtigen Neuerungen, so 
wurde doch in Fällen, wo es mehr auf ein Unterlassen und 
Geschehenlassen ankam, im März 1523 der Anfang der Refor- 
mation gemacht*), Im März 1522 hatte der Rat in St. Sebald 
und im neuen Spital Ablass verkünden lassen, aber ohne den 
herkömmlichen Prunk; es war das letzte Mal gewesen. Im 
März 1523 wurde er direkt verboten als eine unchristliche 
Verführung "der Leute, ebenso die Weihung‘ des Weines in St. 
Lorenz in der Passionswoche: dacvegen blieh das Fleischverhot 
') Strobel, Beiträge zur Literatur, S 164. ?) Ranke, deutsche 
Gesch, S. 64. 3) Müllner, S. 38. 4) Vgl. Soden, S. 156 ff
	        
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