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oder den Lauferschlagturm hindurchführte“), schloß sich die Mauer an
die Befestigungen der Burg an.
Damit hätten wir den Rundgang um die alte Reichsstadt, wie
sie im 18. und fast noch durch die ganze erste Hälfte des 14. Jahr⸗
hunderts bestand, vollendet. Ihr Umfang ist für mittelalterliche Ver⸗
hältnisse schon damals nicht unbeträchtlich. Aber mittlerweile waren
vor den Thoren der Stadt neue Klöster und Kirchen gebaut und
ganze neue Vorstädte entstanden. Wie diese im 14. Jahrhundert durch
die noch heute zum großen Teil erhaltene dritte Stadtmauer ein—⸗
geschlossen wurden, werden wir später sehen. Bemerkenswert aber ist,
daß man nach dem Bau dieser dritten äußeren Stadtmauer noch keines—
wegs daran dachte, die bis dahin als Befestigung dienende ältere
(zweite) Stadtmauer aufzugeben und zu zerstören. Diese wurde viel—
mehr noch im ganzen 15. Jahrhundert sorgfältig erhalten. Wir wissen,
daß während desselben am inneren Lauferthor und am weißen Turm
gebaut wurde. Nur kleine Brücken vermittelten die Verbindung zwi—
schen der inneren und der noch lange als Vorstadt angesehenen äußeren
Stadt. Auch wurde noch im Jahre 1509, weil zur Anzeige gekommen
war, „daß der innere Stadtgraben bei den Zeug- und Kornhäusern
mit Kehricht und Unsauberkeit verschüttet werde, was künftiger Zeit
der Stadt zum Nachteil gereichen möchte, den Nachbarn daselbst
geboten, daß keiner mehr lasse Kehricht in den Graben schütten und
der Baumeister angewiesen, das Hineingeworfene eingleichen oder aus—
führen zu lassen und das Brustmäuerlein wieder zu bessern.“ Und in
demselben Jahre wurde der Nachbarschaft auf St. Katharina-Graben
(der heutigen Peter Vischerstraße) und daselbst herum abgelehnt, wie
sie begehrt hatte, über den dort bestehenden Graben eine Brücke zu
machen. Man suchte eben das Vorhandene so lange es möglich
war, und nicht mächtige Beweggründe das Gegenteil geboten, zu er⸗
halten. Sonst wäre nicht verhältnismäßig so vieles bis auf die
Gegenwart gekommen. Wahrscheinlich aber in Folge des zunehmenden
Verkehrs wurde der Gedanke der Abschließung allmählich fallen gelassen
und seiner in den Ratsbüchern nicht mehr erwähnt**). ——
Von der inneren Beschaffenheit unserer Stadt am Ausgange des
13. Jahrhunderts, ja selbst bis in die Zeit, wo an Stelle des eben
beschriebenen nun nicht mehr genügenden Mauergürtels ein dritter zu
bauen angefangen wurde, wissen wir immer noch äußerst wenig. Selbst
von den kirchlichen Bauten, die ja vor allen anderen. die Arbeitskraft
*8) Der Herausgeber wurde auf diesen Umstand durch Herrn Ar ivar Mummen⸗
hoͤff freundlichst aufmerksam gemacht. v0 ⸗
**) S. Lochner, a. a. O. S. 109.