Volltext: Hans Sachs und die Reformation

Nun begab sich in einer Vacht, 
Daß ich in den Gedanken tief 
Meiner verschieden Gmahel entschlieff. 
Da deucht mich, ich sech aller Ding, 
Wie zu mir in die Kammer ging 
Mein liebe Gmaͤhel zu mir her, 
In Weiß, ganz zuͤchtiger Gebär, 
Don der mein Herz erfreuet wur 
Und gechling in dem Bett auffuhr. 
Und wollt sie mit eim Kuß umbfahen. 
Als ich ihr aber wollte nahen, 
Wich sie von mir gleich einem Schatten 
Und sprach zu mir nach diesen Thaten: 
Mein Hans, das mag nit mer gesein, 
Ich bin nit mehr, wie vorhin Dein. 
Da fiel mir erst ein gewiß und klar, 
Daß sie mit Tod verschieden war. 
Derhalb mich gleich ein Forcht durchschlich. 
Aber Hans Sachs fühlte nun neues Gatten- und 
Eheglück. Denn trotz der sechs Kinder, die sie dem 
Kandelgießer geboren hatte, verfügte Barbara noch über 
soviel Anmut, Liebreiz und schlanke Wohlgestalt, daß 
der alte Dichter in dem, erst ein Jahr nach der Hochzeit 
entstandenen Gedicht „Das künstlich Frauenlob“ förmlich 
trunken von ihren Reizen ist, und sich in einer Erotik 
ergeht, wie sie selbst in den Buhlliedern seiner zwanzig 
und dreißig Jahre nicht zu finden ist. 
Holdselig ist sie personirt, 
Von Leib ganz engelisch formirt, 
Sie ist holdseliger Gebär 
Und tritt fein aufrichtig daher, 
Mit eim freundlichen Angesicht 
Fröhlicher Gstalt und fein röslicht. 
Ihr Stiren glatt wie Marmelstein 
Sinwel (d. i. rund), nit zu groß noch zu klein 
Ihr Muͤndlein brinnt wie ein Rubin 
Wohlgeschmack, auch so stehnd darin 
Ihre Zähnlein, gestellt mit Fleiß 
Rund, glatt, geleich den Perlen weiß.
	        
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