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Eine Frau oder ein Mädchen, die ohne Aufseher hausieren gingen, 
wurden in der Schule als freche Dirnen ausgerufen; ebenso durfte die Magd 
abends nur mit Aufseherbegleitung ausgeschickt werden. 
Frauen, Mädchen und Mägde durften nur in den Romings- und 
Schmelzen-Garten gehen, welche den Männern als Besuchsorte verboten 
waren. Mann und Frau durften überall einkehren. Studierende durften 
unter der Woche nicht ausgehen. 
Geschenke von Brautleuten und Verwandten unterlagen den gesetz— 
lichen Bestimmungen. 
Verfehlungen zogen Geld- und Ehrenstrafen nach sich, und scheinen 
dieselben nicht gerade unhäufig gewesen zu sein. Bezüglich des Verbots 
des Kartenspiels kursierte der Witz, es sei dies verboten, bei Tag ohne 
Geld und bei Nacht ohne Licht.“ (Barbeck, die Juden in Nürnberg u. Fürth.) 
Tekunos von 1728 und Reglement von 1719 bildeten den Grund— 
stein des Gedeihens der Gesamtjudenschaft in Fürth. 
Würfel erzählt uns mehrere Beispiele von den Beinamen, welche sich 
die Juden einander gaben und welche Zeugnis von ihrem heitern Sinn 
zur damaligen Zeit ablegen. Hier seien einige erwähnt: 
Maier Wolff, genannt Fünkler. Dieser bot, als er noch jung 
war, den Leuten immer Ohrfeigen an und sagte: „Ich gebe Dir eine Ohr— 
feige, daß Dir die Backen davon funkeln sollen.“ 
Hutzel Davidla. Seine Großmutter Thelsela verkaufte auf der 
Gasse gesottenes Obst, wie Hutzel ꝛc. So oft jemand vorbeiging, rief sie 
„Hutzel, Hutzel.“ Weil sie diese Worte so oft wiederholte, bekam sie den 
Beinamen Hutzel Thelsela, welcher Name sich auf Sohn und Enkel fort— 
pflanzte. Der Sohn führte „sein Handlungsgewölbe des Sommers im 
Sack und im Winter in seinen schwarzen Pelzärmeln.“ 
Abraham Ochs. Von ihm ging das Gerücht, er habe einen Ochsen 
auf dem Viehmarkt in Nürnberg gestohlen. Zum Andenken erhielt er den 
Beinamen „Ochs“. 
Die Griesbrei-Kompagnie. Als Präsident derselben wurde 
Michael bar Abraham oder Michel Chased, der fromme Michel bezeichnet. 
Derselbe unterrichtete arme Kinder unentgeltlich. Er bat die wohlhabenden 
Juden um Essen für die armen Kinder und schickte mittags und abends 
einen der ältesten Knaben mit einem großen Hafen herum, um das Essen 
zu sammeln, welches größtenteils in einem Griesbrei bestand, daher die 
Bezeichnung „Griesbreikompagnie.“ 
Die Juden hatten für die höhere Ausbildung ihrer Kinder, namentlich 
für den Rabbinatsdienst selbst zu sorgen. Sie errichteten daher die soge— 
nannte „hohe Schule“, eine Art Unwersitätsfakultät, welche aus den ent— 
ferntesten Orten junge Leute (Bachurims) (man zählte angeblich, aber über— 
rieben 400) anzog. Diese hohe Schule hatte ihre eigene Druckerei, welche 
1690 von Unterfarrnbach nach Fürth gezogen wurde. Unter den Buch⸗ 
druckern Hirsch Frankfurter, Bonsat Schnerr, Eisig Frankfurter, Hirsch Wil⸗ 
mersdörfer und Hirsch Majim war die hohe Schule für die damalige Zeit
	        
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