Inhaltsverzeichnis: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Farbiges Tafelglas hat nur die Glasfabrik von Burmester & Waiger- 
/aitner in Schliersee ausgestellt und zwar unter dem Namen „Antik-Glas‘‘, 
welches sich für die Glasmalerei vorzüglich eignet. 
Die Glastafeln sind in allen möglichen Farben und Nuancen von So 
vortrefflicher Qualität, dass einer weiteren Einfuhr belgischer, französischer 
und englischer Produkte entschieden ein Damm gesetzt ist. Es ist dies 
um so erfreulicher, als die genannten drei Länder bisher den ganzen 
Markt in Händen hatten, was bei einem solchen Verbrauch von Glastafeln. 
wie ihn Bayern aufzuweisen hat, wohl in’s Gewicht fällt. 
Bekanntlich stehen wir in der Glasmalerei auf der höchsten Stufe, da 
unsere Produkte seit vielen Jahren besonders von München in kolossalem 
Werte nach allen Ländern der Welt exportiert werden. 
Ein sehr grosses Verdienst hat sich die Schlierseer Glasfabrik auch 
Aadurch erworben, dass von ihr in unserem engeren Vaterlande das „Kathe- 
dralglas‘“ eingeführt wurde. Kathedralgläser sind Farbentafeln, etwas stär- 
kerer Gattung mit nicht völlig glatter Oberfläche, welche dadurch erzielt 
wird, dass sowohl der Streckziegel, als die „niedergegangene“ Walze — 
ad. i. die im Momente nach dem Einführen in den Streckofen auseinander 
gebreitete Tafelwalze — mit gepulvertem Gyps bestreut, heisser als die 
glatt zu streckenden Tafeln gehalten und schliesslich mit der Holzkrücke ge- 
bügelt werden. Diese in allen Farben ausgeführte, an der Oberfläche nicht 
ganz glatte, sondern flimmernde Kathedralgläser genannte Tafelglasscheiben 
eignen sich hauptsächlich zu Kirchenfenstern. 
In ganz Deutschland sind nur Wisthoff & Cie. in Königsstelle in West- 
phalen im Stande die Kathedralgläser so schön herzustellen. 
Butzenscheiben führt uns die Schlierseer Glasfabrik in allen möglichen 
Tönen und Grössen vor und sind diese eben so schön in der Farbe, als 
gut gearbeitet. Ob aber die Butzenscheiben eine solche Verbreitung finden 
werden, als viele annehmen, bezweifße ich; denn für Schlaf- und Wohnräume 
eignen sich diese nach meinem Dafürhalten gar nicht. Für Salon’s werden 
dieselben auch nicht zulange Zeit beliebt bleiben, weil sie das Licht und 
die Aussicht nehmen. Es erübrigen somit nur Kirchen, Burgen und Trink- 
stuben, welche mir geeignet erscheinen mit derartigen Scheiben versehen zu 
werden. — Erwähnenswert sind noch gegossene Ornamentstücke in Vver- 
schiedenen Farben. 
3. Glasätzung. — Ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich die Errich- 
tung des Chromopyrographischen Institutes, nun im Besitze von H. Schuh- 
mann in München, dem bekannten Architekten von Schmaedel zuschreibe. 
Dasselbe wurde im Jahre 1876 in München gegründet und hat seit der 
kurzen Zeit seines Bestehens durch die ganz hervorragenden Glas- 
ätzungen, welche bisher hauptsächlich in Frankreich vorgenommen worden, 
sich einen nicht unbedeutenden Namen erworben. Die Aetzungen auf
	        
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